Mehdorn, die x-te...

Wieder einmal Grund, über meinen Lieblingsmanager zu schreiben.


Wohl keiner symbolisiert den Realitätsverlust von manchen (nicht allen, das sei angemerkt) Topmanagern so wie Herr Mehdorn. Er trifft nicht nur selbstherrlich Entscheidungen, die sich ganz offensichtlich gegen die Interessen seiner Kunden (die ja zum allergrößten Teil auch die Eigentümer seines Unternehmens sind) richten, sondern vollzieht auch noch uneinfühlbare Preiserhöhungen, ruiniert die Bahninfrastruktur der Bundesrepublik Deutschland, korrumpiert Politiker und Gewerkschafter, indem er ihnen Vorstandsposten aufdrängt usw. Zu alledem will er jetzt auch noch mehr Geld für sich und seine Vorstandskollegen. Prämien für den Börsengang der Bahn, der eh umstritten ist.


Out of touch - so lautet eines der Urteile des Kandidaten Obama über den Kandidaten McCain. Eine schöne Formulierung, die auf Mehdorn auf jeden Fall anwendbar ist.


Aber hat er wirklich die Realität verloren?


Systemtheoretisch gesehen muss das wohl verneint werden. Denn er ist ja nicht nur noch im Amt, sondern sein Vertrag ist verlängert worden. D.h. die für ihn relevante Umwelt - sein Aufsichtsrat - ist offenbar mit ihm einverstanden. Die Kunden als Umwelt liefern ihm, genauso offensichtlich, keine bindenden Entscheidungsprämissen. Sie bilden keine relevante Umwelt. Das ist die Folge der Quasi-Monopolstellung des Unternehmens.


Kann man ihm vorwerfen, dass er macht, was geht...? Das ist eine ethische Frage, mit der ich mich hier nicht beschäftigen möchte. Mir geht es eher um die Frage, wie man hier intervenieren kann. Als Vorsitzender des Hartmut Mehdorn-Fanclubs finde ich ja schon seit Jahren, dass er sich mehr schonen sollte. Er ist offenbar vollkommen überfordert.


Hier ist die Fürsorgepflicht des Aufsichtsrats, genauer der Politiker, deren Aufgabe es ist, die Eigentümer - die Bürger der BRD - und ihre Interessen zu vertreten, gefragt. Herr Tiefensee als Minister hat hier kläglich versagt und versagt weiter. Er sollte endlich aktiv werden und Herrn Mehdorn aus Gründen der Gesundheit (unser aller Gesundheit) in den Ruhestand schicken, wo er in aller Ruhe und unbelästigt durch Quertreiber in der Öffentlichkeit und in seinem Unternehmen über den Börsengang nachdenken kann.


Wenn er das nicht tun, dann sollte unser Verkehrsminister selbst den Hut nehmen. Schnell.