McCain und die Frauen

Einer der Vorteile eines Jet-Lag ist, dass man nachts um 4 Uhr fernsehen kann. John McCains Akzeptanzrede vor dem Republikanischen Parteitag.


Auffallend war, dass seine Frau Cindy die Einführungsrede hielt, wo sie ihn als Ehemann, Vater, Kriegsgefangenen (= Hero) und Präsidenten pries. Dann wurde eine Videofilm gezeigt, in dem McCain als Sohn und Kriegsgefangener (= Hero) gepriesen wurde. Die wesentliche Leumundszeugin in dem Film war seine 96-jährige Mutter. Ausser einem anonymen Sprecher war sonst keine Stimme zu hören. Als John dann kam, sprach er über Sarah Palin, seine Frau und seine Mutter, um dann auch noch darauf hinzuweisen, dass er seine Qualifikation als Präsident als Kriegsgefangener (= Hero) erworben hat. Irgendwelche inhaltlichen Punkte, für die er steht, erwähnte er nicht. Stattdessen rief er auf, aufzustehen und zu kämpfen, nie aufzugeben für das Land zu kämpfen: "Stand up..."


Auffallend war schon, dass es hier allein um die Person des Kandidaten ging. Die USA sind ja sehr personenorientiert in ihren Entscheidungen. Aber dass es keinerlei inhaltliche Programmatik gab, ausser der impliziten Botschaft, Frauen hätten in dieser Regierung viel zu sagen, fand ich schon sehr bemerkenswert.


Sarah Palin hat jedenfalls das Auditorium mit ihrer frechen Schnauze ("Was unterscheidet eine Hockey-Mam von einem Pitpull? - der Lippenstift") weit mehr begeistert als der Kandidat. Immerhin hat er gezeigt, dass mit seinem unmittelbaren Ableben nicht gerechnet werden sollte, da seine Mutter, die auch da war, mit 96 Jahren gut beeinander wirkte.


Ob die Sache mit der Kriegsgefangenschaft, auf die immer und in jedem Fall verwiesen wird, wenn es kritisch für den Kandidaten werden könnte, nicht irgendwann ausgelutscht ist? Eine Art dauerhafter und überall einzulösender Behindertenbonus: bei gleicher Qualifikation sollten Behinderte, Frauen und Kriegsgefangene vorgezogen werden?