Maurer zu Pflugscharen

Der Berliner Bildungssenator (wahrscheinlich ja nicht der offizielle Titel), Herr Zöllner, hat angesichts des Personalmangels in Kindertagesstätten vorgeschlagen, Handwerker sollten nach Absolvierung eines Crash-Kurses dort als Erzieher eingesetzt werden.


Es wundert mich ja ein wenig, dass er nicht gleich auf den großen Bestand der Hartz IV-Empfänger zugreift, denn die haben ja meist mehr Zeit als ihnen lieb ist, und die könnten sie doch nutzen, um mit Kindern zu spielen, die froh sind, wenn Erwachsene Zeit für sie haben... oder?


Was mich ja immer wieder wundert, in welchem Missverhältnis gesellschaftliche Anerkennung (=Bezahlung) und die Schwierigkeit einer Aufgabe stehen. So werden Kindergärtnerinnen lausig bezahlt, und deren Job ist intellektuell - vor allem aber emotional - wahrscheinlich anspruchsvoller als der eines Hedgefonds-Managers.


Dass es jetzt einen Personalmangel in den Kita's gibt, könnte ja auch daran liegen, dass man von den dort gezahlten Gehältern kaum leben kann. Ähnliches gilt für Krankenschwestern, die nicht nur eine aufwendige ausgebildet werden, sondern auch noch Tag und Nacht arbeiten müssen. Physiotherapeuten haben eine, von ihnen meist selbst bezahlte, mehrjährige Ausbildung durchlaufen, die sich in vielen Aspekten durchaus mit der eines Arztes vergleichen lässt (nur dass dessen Studium vom Staat bezahlt wird), und sie werden mit Hungerlöhnen abgespeist.


Jetzt also Schwerter zu Kindergärtnern.


Humankapital ist ja ein Begriff, der sich in den letzten Jahren einer gewissen Beliebtheit erfreut. Wenn man solch eine kapitalistische Sicht auf zwischenmenschliche Beziehungen und diejenigen, die hier professionell arbeiten, richtet, dann stecken wir nicht nur in einer Krise des Finanzsystems, sondern wir erleben schon seit Jahren eine schleichende Entwertung des Humankapitals. Irgendjemand kann mir wahrscheinlich ja die ökonomische Logik des Ganzen erklären. Ich wäre jedenfalls dankbar...