Maturana

Er ist etwas älter geworden, seit dem ersten Mal, dass ich ihm begegnete (vor ca. 25 Jahren) - allerdings nur körperlich. Geistig ist er der frische und radikale Denker geblieben, der er schon damals war.


In seinem Workshop/Seminar (es war nicht ganz klar, was es ist) war es (vorhersehbar) nicht möglich, seine theoretischen Konzepte in all ihrer Differenziertheit und Feinheit darzustellen - dazu war die Zeit sicher zu kurz. Schon gar nicht war es wahrscheinlich für diejenigen, die noch nicht mit dem Autopoiese-Modell vertraut sind, möglich zu verstehen, was er sagt. Aber durch seine Präsenz lieferte er eine Idee davon, was seine Ansätze - sein Verständnis von Autonomie, von Beziehung, Konversation usw. - bedeuten (oder bedeuten könnten, wenn sie eine weitere Verbreitung finden würden).


Wer sich näher mit Maturana und seiner revolutionären Version der Systemtheorie - der Theorie lebender Systeme - auseinandersetzen will, sei auf seine Bücher verwiesen (nicht nur die bei Auer erschienenen).


Das Erleben seiner Person dürfte nicht wenige der Teilnehmer dazu motivieren, Maturana zu lesen. Und wenn sie das tun, dann werden sie zunächst Schwierigkeiten haben, seine Texte zu verstehen, weil er eingeführte Begrifflichkeiten etwas anders als gewohnt verwendet. Aber wenn sie das erst einmal realisiert haben, dann sind sie relativ schnell "hooked". Soll heißen: Sie haben kaum eine Chance, der Verführung durch die ästhetische und logische Klarheit seines Modells zu entgehen.