Managing Diversity

Eigentlich wollte ich ja an meinem vorletzten WEBLOG nicht noch ein neues Thema anfangen. Andererseits habe ich, durch die Frage nach der Unterschiedlichkeit im geschlechtsspezifischen Umgang mit Überforderung, in mir ein anderes Lieblingsthema geweckt. Managing Diversity. Dieses komplexe Thema gewinnt im deutschsprachigen Raum erst langsam an Bedeutung. Unsere Verschiedenheit und wie wir damit umgehen ist eine zentrale Frage – nicht nur im Berufsalltag geworden. Firmenkulturen, Familien- und Paarbeziehungen, ohne „managing diversity“ kommen wir nicht zurecht. Ich habe den Eindruck, dass es lange Zeit für Beraterinnen, Coaches, Therapeutinnen etc. darum ging, den Klienten dabei zu unterstützen, „das Richtige“ zu tun. Im Umgang mit der Vielfalt stelle ich jedoch die Frage nach der Lebbarkeit von vielen „richtigen“ Sichtweisen. In theoretischen Abhandlungen ist das meist klar definiert. Wie funktioniert der Umgang, auf Basis des jeweiligen Konzepts. In der Praxis erlebe ich da meist viel Ratlosigkeit. In Teamtrainings verlangen Auftraggeber häufig, dass ich ein Team aus „einem Guß“ schaffen kann. Die Leute sollen sich auf einen Weg einigen und mit gemeinsamen Kräften an einem Strang ziehen... Konflikte sollen dadurch vermieden werden, Harmonie ist das erklärte Ziel. Wenn ich dann darauf antworte (im Sinne F. Glasls) dass Konflikt das Normale und Harmonie die Ausnahme sei oder auch, dass es nicht wichtig ist, einander zu mögen, wenn man zusammenarbeitet, sondern einander in seiner Existenz zu akzeptieren – dann wird es meist schwierig. Oft beginnen sich die Kunden dann zu fürchten, dass ich mehr Unruhe ins Team bringe, als ohnedies schon da wäre.


Ich erzähle in solcher Situation oft Roosevelt Thomas’ Annäherung, mit der Parabel über die Giraffe und den Elefanten, die trotz engagiertem Bemühen, dem anderen zu helfen, zurecht zu kommen, sich doch so sehr in ihrer individuellen Sichtweise verstricken. Für alle, die diese parabel nicht kennen, die Ultra-Kurzfassung:


Also: Giraffe und Elefant kennen einander als Eltern im Elternverein. Die Giraffe lädt bei passender Gelegenheit den Elefanten ein, ihr Haus zu besichtigen. Die Giraffe hatte dieses Haus mit großer Hingabe, ganz nach den zentralen Bedürfnissen eines Giraffenlebens gestaltet. Der Elefant, erfreut über die Einladung betritt das Haus der Giraffe – und schon bald geschehen Ungeschicklichkeiten und der Elefant erkennt, dass er alles, was ihn in diesem Haus umgibt, kaputt zu machen scheint. Die Giraffe ist fest entschlossen, mit dieser misslichen Situation respektvoll und wertschätzend umzugehen. Sie ist voll von Ideen, wie man den Elefanten so schlank wie sie machen könne, damit ihm ein solches Malheur nicht mehr geschehe und bemüht sich mit einer Vielzahl an Vorschlägen.


Eine meiner Lieblingsübungen in diesem Kontext:

• Stellen Sie sich vor, sie wachen morgen Früh auf und sind dann eine Person des anderen Geschlechts. Dabei bleibt ihre Lebenssituation (ihre Familienkonstellationen, ihr Beruf usw.) ansonsten gleich:

• Meinen Sie, daß Sie als diese Person mehr oder weniger Macht an Ihrem Arbeitsplatz haben werden? In der Familie? In der Politik? In der Gesellschaft?

• Was würden Sie von anderen brauchen und/oder erwarten, was Sie bisher nicht gebraucht oder erwartet haben?

• Welche Vorbilder haben Sie nun?

• Drücken Sie zum Schluß in einem Wort aus, wie sie sich in der Übung gefühlt haben.


Und?! Wie sähe das in Ihrem Leben aus?