Mali

In Mali sind französische Truppen gelandet und bekämpfen die Islamisten, die sich im dünn besiedelten Norden des Landes breit gemacht haben. Vorwiegend ehemalige Söldner Gaddaffis haben das große Waffenarsenal Libyens geplündert und auf diese Art gerüstet im Norden die Herrschaft übernommen.


Ich kenne Mali nicht sehr gut. Aber als ich dort gereist bin, hatte ich nicht den Eindruck, dass der Islam dort in seiner radikalen Ausprägung eine Chance hat. Aber das hätte ich in den 70er Jahren, als ich im Iran war, auch nicht gedacht.


Angesichts der Tatsache, dass die Lage in Mali eine unmittelbare Wirkung der Einmischung der Franzosen und Engländer und Amerikaner in Libyen ist, stellt sich natürlich die Frage, wie die Intervention der Franzosen zu bewerten ist.


Mir scheint, dass man zwei Arten von Intervenitonen unterscheiden muss: (1) die einer neutralen, höheren Macht, die einen Konflikt befrieden soll (z.B. mit einem UNO-Mandat), der sonst zu chronifizieren droht; oder (2) die auf Seiten einer der streitenden Parteien.


Im ersten Fall haben die Intervenierenden eine Art Polizeifunktion, im zweiten wollen sie eine Entscheidung herbeiführen (=gewinnen). Die Intervention in Libyen war parteilich (gegen Gaddaffi) und die in Mail ist es auch (gegen die Islamisten).


Ob man solch eine Intervention gut heißt oder nicht, hängt von der eigenen politischen Zielsetzung, den Werten und der Einschätzung ihrer Wirkung ab. Denn die kann ja durchaus paradox sein (z.B. wenn dadurch viele bis dahin getrennte Splittergruppen im Kampf gegen einen Interventen vereint werden).


Auf jeden Fall sollte man sich klar sein, dass man, wenn man (warum auch immer) in einem fremden Land militärisch interveniert, nicht mehr so leicht raus kommt...


In manchen Kulturen gilt: Falls Du einem Menschen das Leben rettest, dann hast Du in Zukunft für ihn zu sorgen und für ihn die Verantwortung. So ähnlich scheint mir das auch mit rettenden Interventionen zu sein.


In Mali finde ich - aber da bin ich Partei - im Moment eigentlich ganz gut, dass die Franzosen sich einmischen. Schon weil diese Islamisten angefangen haben, alte Kulturgüter zu sprengen (à la Bamian).

Außerdem widerspricht es meinen persönlichen Werten, einer gut bewaffneten Räuberbande einfach die Herrschaft zu überlassen (wo auch immer).


Hinzu kommt in diesem Fall, dass ich ja nebenbei - wenn auch mehr als Mitläufer meines Kollegen Gunthard Weber - an einem Entwicklungsprojekt in Mali beteiligt bin. Der etwas unglückliche Name des Projektes: "Häuser der Hoffnung" (ein Name, bei dem man sofort an einen Tierschutzverein denkt). Hier wird ein Wohnheim für Mädchen betrieben, die eine Schul- und/oder Berufsausbildung durchlaufen, es werden Kleinkredite an Frauen vergeben, der Bau einer Dorfschule wurde organisiert, es wird Karitébutter produziert und, seit die Flüchtlinge aus dem Norden den Süden bevölkern, werden Schulspeisungen durchgeführt (die Hirse wird bezahlt, die Frauen des Dorfes kochen)...


Einzelheiten dazu (Spenden sind willkommen):


http://haeuser-der-hoffnung.plexgroup.com/content.php?nav_id=218


Gestern wurde ein Gespräch mit dem Begründer des Projektes, Gunthard Weber, im SWR-Fernsehen zur aktuellen Lage in Mali und zu seinem Projekt ausgestrahlt, das auch auf der Website des SWR zu sehen ist:


http://www.swr.de/landesschau-bw/gaeste/-/id=2248750/vv=teaser-12/nid=2248750/did=10699062/1wf2fzw/index.html