Mafia

Vorgestern gab es auf Arte eine zweiteilige Dokumantation über die sizilianische Mafia ("Mörderische Gesellschaften"), die kalabrische N'Drangheta und die neapolitanische Camorrha. Und gestern Abend hat Roberto Saviano (Autor des Buches "Gomorra") in der Berliner Volkbühne eine Präsentation über Unterdrückungssysteme gegeben - und zu ihnen gehören selbstverständlich auch die genannten drei Organisationen.


Inzwischen weiss ich ja ein wenig über diese Läden - und habe hier auch schon darüber geschrieben. Was mir jetzt aber noch mal ins Bewußtsein gebracht wurde, ist der direkte Zusammenhang zwischen der rückständigen wirtschaftlichen Entwicklung Süditaliens und der Macht dieser Vereine. Denn wenn im übrigen Europa Revolutionen stattfanden (sei es auf politischer, sei es auf wirtschaftlicher Ebene), sorgten die mafiösen Strukturen Süditaliens dafür, dass das Land gewissermaßen in vormodernen, feudalen Strukturen "eingefroren" wurde. An die Stelle des Adels und der Großgrundbesitzer traten nun die Mafia-Clans, die entweder mit den alten Herrschern eng zusammen arbeiteten oder aber an ihre Stelle traten...


Ihre Macht beruhte immer auf der Anwendung von Gewalt. Der Staat war immer schwach, von Gewaltmonopol ganz zu schweigen. Deswegen konnten sich auch keine rechtsstaatlichen Strukturen entwickeln. Die sind aber auch (und gerade) für die wirtschaftliche Entwicklung notwendig. Wo das Vertrauen in den Padrone wichtiger ist als in den Staat, hat der Staat keine Chance.


Zu denken gibt allerdings, dass diese Strukturen sich langsam auf ganz Italien auszubreiten drohen. Der politische Rückhalt Berlusconis dürfte als Symbol dafür zu werten sein.


Erschreckend ist, dass die Bevölkerung in ihrer Mehrheit mit all dem einverstanden zu sein scheint.