MacLobster

Amerika ist ja das Land der Standardisierung. Das hat wohl (weiß ich nicht wirklich) mit dem Ford-T-Modell begonnen („Sie können es in jeder Farbe haben, solange es schwarz ist“) und zeigt sich jetzt in der Verkettung der Wirtschaft. MacDonalds, BurgerKing, Wendys, TacoBell, KFC, Tim Horton’s usw. Bei den Hotels ist es nicht anders, dem Einzelhandel. Der Trend ist ja jetzt weltweit zu beobachten, und auch jede deutsche Fußgängerzone gleicht der anderen. Hier geht die Uniformierung noch einen Schritt weiter. Jede Großstadt (mit Ausnahme von New York, San Francisco, Boston und New Orleans (vor Katrina wenigstens) sieht gleich aus. Ein weiter Radius bebaut mit kleinen Holzbuden, und plötzlich schießen dann Hochhäuser aus dem Boden.


Diese Standardisierung sorgt für die Ökonomie der großen Zahl. Massenproduktion. Ich frage mich, ob sie nicht auch eine Folge der Einwanderung ist. Wenn es schon keine gemeinsame, alle verbindende Kultur gibt, die für Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit sorgt, so können die Erwartungen wenigstens auf der Konsumseite gesichert werden, wenn Normierung dafür sorgt, dass keine Überraschungen zu befürchten sind. Man wählt die Hotelkette und weiß, welche Betten man zu erwarten hat. Standardisierung als Mittel, Variation (= Problem) zu beseitigen...


Allerdings geht diese Standardisierung über die Kettenbildung hinaus. Geht man in Nicht-Ketten-Restaurants, dann muss man feststellen, dass die sich an den Ketten orientieren: Auf der Speisekarte steht dasselbe, was es auch in den Ketten gibt, und egal, was man bestellt, es schmeckt alles gleich. Zum Beispiel Fisch und andere Meeresfrüchte. Hier in der Gegend gibt es Haddock (weiß nicht, wie dieser Fisch auf Deutsch heißt), Scallops (der französische Name ist Cocquilles St. Jacques, das sind die mit der Muschel, die als Markenzeichen von Shell dient) u. Ä., aber was immer man bestellt, es wird frittiert und schmeckt dann mehr oder weniger gleich. Das mag mit der Normierung des Geschmacks zu tun haben, die inzwischen auch stattgefunden hat. Die Gäste sehen dementsprechend auch ziemlich ähnlich aus: Männer alle mit Baseballkappe und Übergewicht, Frauen mit Turnschuhen und Übergewicht.


Nur gut, dass wir alte Europäer angesichts der Uniformierung von Amerika in der Lage sind, differenzierte Beschreibungen zu liefern.


Ach ja, etwas gibt es hier in unserer Gegend, was es – trotz Ketten – wohl sonst nirgends in der Welt gibt: den MacLobster bei MacDonalds. Ein weiches Brötchen mit Hummer drauf. Allerdings empfehle ich jedem, der nach Maine (USA) oder Nova Scotia (Kanada) kommt, wo es diese Delikatesse gibt, gleich in ein beliebiges Restaurant zu gehen und dort ein Lobster-Dinner zu bestellen. Der Hummer wird in der Regel einfach gekocht und mit flüssiger Butter und Kartoffeln serviert. Er kann nicht wirklich gut frittiert werden, da dies den Arbeitsaufwand erhöhen würde und er schon standardisiert und tischfertig aus dem Meer gefischt wird.