Lösungsorientierung und Gesundheit

Die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die Lösung bzw. das anzustrebende Ziel einer Therapie und/oder Beratung anstelle des Problems wird heute ja als State of the Art in der systemischen Therapie und Beratung angesehen (das heißt allerdings nicht, dass es sich nicht lohnen würde, seine Aufmerksamkeit auch den Mustern zu widmen, die Probleme erschaffen und am Leben halten).


Für die Medizin heißt dies, dass neben die traditionelle Pathologieorientierung (die im Fall einer akuten Notwendigkeit, therapeutisch zu handeln, immer noch unverzichtbar ist) die Orientierung an Gesundheit bzw. Gesundheit erhaltenden Faktoren (Widerstandsfähigkeit, Resilienz, Copingmechanismen etc.) getreten ist.


Allerdings ist mit solch einer Fokussierung auf Gesundheit immer das Risiko verbunden, dass dadurch eine Normativität propagiert wird, die dann letztlich in solch unsägliche Phänomene wie Eugenik, Euthanasie etc. münden kann.


Um es mit den Worten von Aaron Antonovsky, dem Erfinder der "Salutogenese", zu sagen:


"Ich bin mir völlig darüber im klaren, dass eine Implikation des salutogenetischen Ansatzes für die institutionelle Organisation des Gesundheitssystems einer Gesellschaft die endlose Expansion sozialer Kontrolle in den Händen derjenigen ist, die dieses System beherrschen."