Lob des Netzes

Ich führe ja (leider) keinen Zettelkasten, wie das Niklas Luhmann gemacht hat. Ich war immer zu träge, es war mir zu mühsam usw. Deswegen habe ich ja leider auch fast alles, was ich gelesen habe, vergessen. Und wenn ich es nicht vergessen habe, dann habe ich vergessen, wo ich es gelesen habe.


Gottseidank muss ich ja keine Doktorarbeiten mehr schreiben. Aber ab und zu würde ich doch gern jemanden bzw. seine Meinungen, Forschungsergebnisse etc. zitieren. Das war jetzt auch wieder der Fall: Dunkel habe ich mich erinnert, dass Frau Noelle-Neumann mal darüber geschrieben hat, dass der Rechts-links-Unterschied dahin geschwunden ist oder zumindest seine Bedeutung gewandelt hat.


In dem Buch, das ich von ihr besitze, steht das nicht drin. Ich wußte aber noch, dass ich in der FAZ davon gelesen habe. Also habe ich bei Google "Noelle Neumann rechts links" eingegeben, und prompt wurde ein Verweis auf einen FAZ-Artikel angezeigt, in dem sie im Jahre 1995 darüber schrieb. Leider war nicht der Artikel angezeigt, sondern nur der Titel. Wie sollte ich denn wörtlich zitieren können, wenn ich nur den Titel und den groben Tenor in Erinnerung bzw. verfügbar habe?


Doch keine Sorge, auch da hilft Google. Denn der nächste Treffer zeigte an: "Noelle Neumann rechts links Carl Auer" und führte mich geradewegs in die Systemische Kehrwoche, in der ich das Zitat, das ich suchte fand.


Offensichtlich habe ich den Artikel, den ich suchte, damals nachdem ich dgekehrt hatte, weggeworfen. Wozu sollte ich ihn aufheben, wo das Internet eh nichts vergißt?


Das Netz als Zettelkasten. Als externalisiertes Gedächtnis. In Zukunft werde ich alle meine Gedächtnislücken und fehlenden Erinnerungen googlen...