Letzte Reflexionen (6)

Ein Aspekt fehlt noch, um die vorläufige persönliche Ergebnisbetrachtung zu vervollständigen – Körper / Body. Das ist, wie die anderen Aspekte auch, eine sehr grobe Kategorie mit vielen möglichen Feinunterteilungen. Ich bleibe bei einigen Gesamteindrücken.


Zunächst war ich sehr erfreut, dass der Körper in das Gesprächsgeschehen einbezogen wurde. Durch Achtsamkeitsübungen wurde der Bezug zum augenblicklichen Befinden immer wieder hergestellt und so das Denken geerdet. Körper im Wortsinn. Aus einer ganzheitlichen Sichtweise selbstverständlich, im normalen Tagungsgeschehen mehr als ungewöhnlich. Die inhaltliche Diskussion des Innovationsthemas zeigte, wie wichtig die Gesprächsteilnehmer die Einbeziehung des ganzen Menschen inklusive Körper einschätzten, um Kreativität im persönlichen Bereich, in Teams und Organisationen zu entfalten.


Das Body-Mind-Café hat in experimenteller Weise neue Wege erkundet, den Körper durch Bewegung und Ausdruck in das Gespräch einzubeziehen. Nach den begeisterten Rückmeldungen der Teilnehmer dieses Cafés ist das Experiment geglückt! Ich bin gespannt auf die Videodokumentation dieses Projekts.


Körper meint weiterhin ganz allgemein die physische Dimension des Geschehens. Zum Beispiel die äußere Gestaltung der Tagungsräume. Als ich mit den anderen Moderatoren am 3. Mai im Stadtmuseum eintraf, standen die Tische in Reih und Glied wohlgeordnet im Festsaal des Stadtmuseums. Kurz darauf hatte sich diese Struktur aufgelöst und war etwas Chaordischem gewichen. Zusammen mit den Papiertischdecken, Filzschreibern und dem Blumenschmuck hatte der Festsaal viel mehr den Charakter eines Kaffeehauses angenommen. Entsprechend groß war die Verblüffung der Museumsmitarbeiter, als sie zu Beginn des Gesprächs den ihnen ungewohnten Raum betraten.


Besonders schön war der Ballsaal im Park Plaza Hotel. Ein hoher Saal mit Stahlträgern aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert bot eine grandiose Kulisse für ein Gespräch über Innovation. Kulisse ist allerdings der falsche Begriff, um den räumlichen Kontext der Gespräche zu würdigen. In diesem Ballsaal verband sich Tradition und Innovation sehr unmittelbar und bot beständige, zurückhaltende, einladende Inspiration. Weitere Räume, deren Gestaltung und der Zusammenhang zu den Prozessen, die sie beherbergen sollen, habe ich an anderer Stelle beschrieben.


Allen Organisatoren von Tagungen und Versammlungen möchte ich empfehlen, die gewohnten Sitzordnungen einmal zu variieren und zu erkunden, ob sich dadurch der Verlauf von Sitzungen und Gesprächen verändern. World Café ist eines der ersten Verfahren, die ich kennen gelernt habe, in denen die räumlichen Gestaltung so aufmerksam eingesetzt wird.


Die körperliche Dimension bezieht last but not least die ökonomische Seite der Tagung mit ein. Dazu kann ich allerdings nicht viel sagen, weil ich mit diesem Ressort nicht betraut war.


Was sich an konkreten Auswirkungen aus diesem ersten Europäischen World Café Treffen weiter ergeben wird: Es wird sich zeigen. Zum Beispiel in der Videodokumentation über die Tagung. Ich bin heute den halben Tag mit dem Regisseur zusammen gesessen, um die nächsten Prodduktionsschritte zu besprechen. 12 Stunden Filmmaterial werden zu einem 12-Minutenbeitrag komprimiert. Nächste Woche beginnen wir, das Material zu sichten. Im Juni soll das Endprodukt fertiggestellt sein. Zweisprachig.


Die TU Dresden hat eine Nachfolgeveranstaltung bereits terminiert. Die Sächsische Zeitung und Agenda 21 stellen die Ergebnisse des Bildungsgesprächs Ende Mai in einer öffentlichen Veranstaltung vor. Das europäische Netzwerk erhält eine Infrastruktur über die Websiten des World Cafés. Nächstes Jahr wird das World Café Gathering in Bilbao stattfinden. Im Herbst wird die deutsche Übersetzung des World Café Buches erscheinen. Physische Wirkungen werden sich also nicht nur zeigen, sie können sich bereits jetzt sehen lassen.


Wenn Sie über diesen Blog hinaus an World Café interessiert sein sollten, dann empfehle ich Ihnen die einschlägigen Webadressen [www.theworldcafe.com](http://www.theworldcafe.com) (mit internationalem Blog) und [www.theworldcafe-europe.net](http://www.theworldcafe-europe.net) (ohne Blog).


Dann bleiben nur noch letzte Worte.


Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in den vergangenen Wochen.


Machen Sie’s gut, und danke für den Fisch.


Ulrich Soeder [www.integraldevelopment.de](http://www.integraldevelopment.de)