Leichen pflastern ihren Weg: USA

Dass die US-amerikanische Politik nach dem Zweiten Weltkrieg ethisch problematisch und politisch dumm war (z.B. Vietnamkrieg) und ist (siehe die Nahostpolitik), ist auch ohne die Nutzung systemtheoretischer Konzepte deutlich. In Bezug auf den islamischen Teil der Welt kann ich zu dem Thema das Buch von Michael Lüders "Wer den Wind sät" (C.H. Beck) empfehlen. Lüders analysiert die Folgen westlicher Interventionen im Orient, die allesamt zu menschlichen und politischen Katastrophen geführt haben (u.a. der Produktion der Millionen von Flüchtlingen, die jetzt bei uns vor der Tür stehen). Imperialistische Strategien, die lediglich zu dauerhaften Kriegen, nicht aber zum Aufbau eines Imperiums führen (aber vielleicht geht es ja gerade darum: in dauerhaften Kriegen Waffen zu verkaufen).


Hier ein paar Zitate:


"Widersetzt sich ein Land westlicher Hegemonie, wird es, wie der Iran, Syrien, der Irak unter Saddam Hussein, Libyen unter Gaddafi oder neuerdings auch Russland, mit Sanktionen überzogen. Immer in der Hoffnung, dadurch einen Regimewechsel herbeizuführen, was allerdings nirgendwo geschehen ist. Implodiert ein Staat, nicht zuletzt als Folge westlicher Militärinterventionen, antworten die Amerikaner mit unerklärten, schmutzigen Kriegen, vielfach von Söldnern geführt, stets auf der Jagd nach Terroristen. Zur Kriegsführung gehört in dem Fall auch der Einsatz von Drohnen, der bevorzugten Waffe Präsident Obamas in den Krisenstaaten der Region. Neben Afghanistan sind das vor allem Pakistan, der Jemen, Somalia, Libyen, zunehmend auch Syrien und der Irak. Über die Zahl der Todesopfer dieser offiziell meist geleugneten Einsätze lässt sich nur spekulieren, allein in Afghanistan sollen es in den Jahren der Besatzung (2001 - 2014) über 10000 gewesen sein, mehrheitlich Zivilisten, die meist als »Kollateralschäden« geführt werden" (S. 112).


Aber diese Politik war zu Clintons Zeiten nicht anders, obwohl der Schwachsinn unter George W. Bush seinen verbrecherischen Höhepunkt erreichte. Die Wirtschafts-Sanktionen gegen den Irak führten zur Verelendung der Bevölkerung, u.a. zu einer gigantischen Kindersterblichkeit (ohne den Regimechange zu bewirken):


"Am 12. Mai 1996 fragte der Moderator der beliebten US-Nachrichtensendung «60 Minutes» Außenministerin Madelaine Albright: «Eine halbe Million Kinder sollen im Irak mittlerweile gestorben sein. Das sind mehr Kinder, als in Hiroshima gestorben sind. Ist das den Preis wert?» Madelaine Albrights Antwort: «Ich denke, dass ist eine sehr harte Wahl, aber der Preis - wir glauben, dass es den Preis wert ist.» (S. 46)


Es ist zwar sinnvoll, dass Deutschland den Franzosen seine Solidarität angesichts der Terroranschläge in Paris zeigt. Aber es ist nicht sinnvoll, sich an den wenig zielführenden, sondern zu paradoxen Effekten führenden, militärischen Reaktionen darauf zu beteiligen.