Kulturanthropologie: Jedem seine Blüte

Gestern habe ich ein neues Haarwaschmittel bekommen. Als Mann bekommt man so etwas, und zwar mitgebracht von der Lieben aus dem DM-Markt (dem Anthroposophischen). Haare waschen hat nicht viel mit Anthroposophie zu tun, dafür aber mit Anthropologie.


Als systemischer Kulturstudierender erfahre ich eine Menge über die Einwohner einer Kultur, wenn ich die Verpackungen studiere. Jedem Außerirdischen, der schnell erfassen möchte, wie alles hier tickt, kann ich nur empfehlen, sich Pflegeprodukte anzuschauen. Jeder Archäologe würde sich über eine neolithische Haarwaschmittelverpackung freuen.


Doch vor dem Shampoo kommt das Duschgel. Während Frauen mit Botschaften wie „macht glücklich“ oder „entspannen Sie, während das Gel Sie duscht“ verwöhnt werden, geht es bei Männern eher wie beim Focus zu: „Macht schnell sauber“. Ein Badeöl für Frauen der Hausmarke schreibt: „XYZ-Bäder entspannen und pflegen. Sie steigern Ihr Wohlempfinden.“ In dem Badeöl schwimmen Flusen, die wie Würmer oder Maden aussehen. Dabei handelt es sich um **Kornblumen**. Wollen Frauen Blüten im Badewasser schwimmen haben? Offensichtlich ja, sagt der Anthropologe in mir.


Bleibt nur die Frage: Was lernen wir über Männer aus den Pflegeprodukten? Welche Blüten bevorzugen Männer? Das neue Shampoo jedenfalls hat mich systemisch beeindruckt, denn es enthält:


**Hopfen**


Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können.


Lesen Sie auch hier zur Problematik [Metrosexuals vs. Oversexuals](http://www.sueddeutsche.de/,tt5m2/wissen/artikel/477/63414/ "Metrosexuals vs. Oversexuals")