Kultur der Affen

Im Berliner Haus der Kulturen der Welt läuft zur Zeit eine sehenswerte und höchst interessante Ausstellung über die - noch relativ junge - Unterscheidung Natur/Kultur. Am Beispiel der Primatenforschung und der Konstrukte über die Kognition von Menschenaffen, sowie ihre Lern- und Sprachfähigkeit wird deutlich, dass diese Unterscheidung problematisch bzw. obsolet ist (soweit es um Lebewesen geht).


Das erste Problem ist natürlich, wie man Kultur zu definieren hat. Primatenforscher, die keineswegs bereit waren, die Definitionsmacht den Anthropologen zu überlassen, haben den Kulturbegriff irgendwann extrem und radikal erweitert, indem sie ihm die Bedeutung "sozial erlerntes Verhalten" gaben. Wenn man so auf unterschiedliche Menschenaffenarten schaut, so wird deutlich, dass es jede Menge derartiger, erlernter und von einer Generation an die nächste per Imitation weiter gereichter Verhaltensmuster gibt. Das fängt damit an, dass die Nutzung von Werkzeugen gelehrt und gelernt wird, und erstreckt sich zur Vermittlung des angemessenen Verhaltens in der Beziehung zu anderen.


Ich selbst halte nach der Besichtigung dieser Ausstellung und der präsentierten Materialen allerdings den Kulturbegriff, wie er oben genannt ist, für nicht präzise genug. Es geht ja nicht nur um das - individuell - erlernte und realisierte Verhalten, sondern auch und gerade um das Medium der Vermittlung dieser Inhalte. Daher müsste man wohl definieren:

Kulturen sind Kommunikationsmuster, durch die Individuen (seien es Menschen oder Tiere) das Verhalten lernen, das ihnen die Beteiligung an der Kommunikation ihrer sozialen Umwelt eröffnet.