Körper

Ich habe neulich mit einem Kollegen, einem erfahrenen und sehr erfolgreichen Körpertherapeuten, über die unterschiedlichen blinden Flecken therapeutischer Modelle gesprochen.


Die systemischen Therapeuten, die mit Familien oder anderen sozialen Systemen arbeiten, scheren sich in der Regel wenig um die Körper ihrer Klienten. Solange die nicht gerade größere Symptome produzieren, interessieren sie nicht sehr (von der nonverbalen Teilnahme an Kommunikation mal abgesehen). Mit Ausnahme einiger weniger Psychosomatiker wird der Kopplung zwischen biologischen und sozialen Systemen nur wenig konzeptuelle Aufmerksamkeit geschenkt.


Umgekehrt ist es bei den Körpertherapeuten. Die machen ihre ganze Ausbildung zwar in der Regel in einem Gruppensetting, diskutieren dabei aber nicht einmal die Frage, ob körperliche Prozesse im Kontext eines Gruppengeschehens wirklich denen in einem Zweiersetting, vom Alleinsein ganz zu schweigen, entsprechen.


Dass das Beobachtetwerden durchaus körperliche Folgen hat, weiss ja eigentlich jeder, der schon einmal eine Toilette ohne Türen benutzen musste...


Diese Ignoranz sozialen Systemen gegenüber hat nun für die armen Körpertherapeuten negative Konsequenzen: Sie zerbröseln sich in ihren professionellen Organisationen gegenseitig, ohne zu merken, wie derartige Prozesse ablaufen. Sie sehen eben nur Körper und die Logik ihres Funktionierens, aber sie sehen keine sozialen Systeme (Organisationen) und sind daher deren Funktionsprinzipien hilflos ausgeliefert.


Schon irgendwie blöd...