Kontrollierende Frauen und Xanthippenerzeugende Männer

Die Sonne scheint draußen, es ist kalt - es scheint ein schöner Tag zu werden.


Vielleicht Gelegenheit für einen schönen Spaziergang zu zweit und für manche Frauen, ihrem Mann zu sagen, dass er sich doch warm anziehen soll.. mit umsorgender und zugewandter Stimme. ... Und wieviel Männer, die dieses umsorgende, bekümmernde in der Stimme ihrer Partnernerin gar nicht (mehr) mögen.


Ich finde es in den vielen Jahren meiner Arbeit als Paartherapeutin interessant zu sehen, wie aus Mustern des Kümmerns und Sorgens, der liebenvollen Zugewandtheit, sich Bevormundungsgefühle - und Ablehnungsrituale entwickeln können.


Im allgemeinen, grundsätzlich, nein, in sehr vielen Fällen, erlebe ich Frauen in ihrem Verhalten gegenüber ihren Männern recht kontrollierend. Und das scheint anfänglich in einer Beziehung sogar für Männer sehr angenehm und bequem zu sein. Da ist dann halt jemand, der sich um alles kümmert, die Wohnungeseinrichtung festlegt, "Nein, Schatz, die Farbe steht Dir viel besser", "zu dem Anzug, da könntest Du das zu tragen", "Du mußt viel mehr Vitamine essen".... usw. die Beispiele sind schier unendlich. So eine freundliche "Mutter" mit der dann auch erotisch alles anfhänglich okay (oder gar wunderbar) ist, ist sehr angenehm.


Vor etlichen Jahren stand ich mit "einer Beziehung" vor einem Schaufenster eines größeren Beklediungsgeschäfts: Er: Mir steht ja nichts, ich würde ja mal gerne was nettes anziehen, aber ... Ich: Na, das würde Dir doch stehen, die Farbe paßt doch auf jeden Fall zu Dir und die Hose, der Schnitt würde Dir besser stehen, als diese ewigen Jeans." ...


Aber irgendwann fängt es an (scheinbar in den meisten Beziehungen früher oder später), dass dieses Betueliche, Kümmernde, Liebevolle, als Vorgaben machend, besserwisserisch, sich in alles und jedes einmischend ... und schließlich als kontrollierend erlebt wird.


Reaktion "der Männer": ihre "Lieblingswaffe" Rückzug. "Mann" äußert sich nicht zu den "Vorschlägen" nachdem vage, leise, höfliche Versuche, darauf hinzuweisen, dass Mann diese "Anregungen" nicht hören, nicht berücksichtigen will, seine eigenen Vorstellungen hat, nicht bei Frau angekommen sind (Wie Herr Lehmann erklären Sie sich, dass Ihre Frau Sie immer noch ändern will und nicht verstanden hat, dass Sie so bleiben wollen, wie Sie sind, was machen Sie, dass Ihre Frau, das noch immer nicht verstanden hat, was könntren Sie tun, dass Ihre Frau das versteht...?).


Reaktion "der Frauen", sie resignieren entweder gleich oder gehen in Stufe II, wollen weiterhin ihre Möglichkeiten erkunden, ihren Mann in "Lebensfragen" zu beraten - und sei es, dass doch Sprechen über Probleme und Partnerangelegenheiten hilfreich sei --- dies oft mit dem Ergebnis, dass Stufe III erreicht wird, die Abstände zwischen den Versuchen der gegensetiigen Beeinflussung reduzieren sich, werden jedoch grundsätzlicher. ..." immer wenn wir ... dann .. Du..." - und das Begehren nimmt rapide ab.


Da ich der Meinung bin, dass in Bezug auf gemeinsame Anliegen in einer Partnerbeziehung sich in der Regel (Ausnahmen gibt es natürlich reichlich) der durchsetzt, der sich verweigert (was immer das genauer ist), setzen sich bei Alltagsdingen auf der Erscheinungsebene die Frauen zwar scheinbar durch - das Dekorieren der Wohnung machen sie einfach, was die Kinder zu Weihnachten geschenkt bekommen (er hat ja eh keine Zeit), usw. suw..... aber "Frau" bekommt "nie" einen Mann, der sich auch darum kümmert. Und in der Erotik, in der Sexualität setzen sich die Frauen durch, wenn sie keine Lust (mehr) darauf haben.


Ich sehe oft, wie diese beiden Ebenen - Alltag und Erotik - zu einem "Kampfplatz" in Beziehungen werden, den anderen dahin gehend zu beeinflussen, wo man den anderen hinbekommen möchte. Mann soll sich mehr um den Haushalt kümmern, Frau sollte mehr Lust auf Sex haben ... und am Ende steht nicht selten eine Paarbeziehung, wo insbesondere auf diesen beiden Ebenen, alles festgefahren scheint.


Vor- und nach Weihnachten melden sich meist die Paare, die eine Bilanz von Alltag und Erotik gezogen haben: So soll es nicht mehr weiter gehen ... und die einen oder anderen versuchen über eine Paartherapie zu einer Verbesserung der Beziehung zu gelangen (oh, wenn das doch mehr in den Köpfen wäre, dass man/frau dorthin nicht erst um fünf nach zwölf gehen sollte!!!).


So manches Mal sitze ich einem Paar gegenüber und würde am liebesten sagen: Liebe Frau, kontrolliere ihn nicht so, lasse es. Lieber Mann, wenn Du Dich so entziehst, wird sie hinter Dir her hechten, sie wird Dich "verfolgen" mit was auch immer - und die Liebe schwindet. Aber Instruktion.... ich lasse es.


Ich weiß nicht, was da genauer geschieht, dass Frauen, diesen Kontrolletti in Beziehungen so pflegen müssen. Eine Idee (von vielen), die ich dazu habe, dass Frauen es gewöhnt sind, "abhängig zu sein", und sie daher auch Kontexte herstellen, in denen sie das Gegenüber beeinflussen (oder kontrollieren) wollen, meinen zu können und sehen nicht, dass sie sich dadurch in eine Abhängigkeit zu dem anderen begeben. Wenn ich erst dann glücklich bin, wenn Mann sich so und so verhält, macht Frau sich abhängig.


So wie Mann sich einen Nörgel-Kommunikationsstil ins Haus holt, der schwierig wird. Wenn mann schweigt, muss er bei den attestierten unterschiedlichen Kommunikationsbedürfnissen von Männern und Frauen (so machen es uns ja jetzt seit einiger Zeit die Evolutionspsychologen weiß) davon ausgehen, dass frau das nicht stehen lassen kann und auf Teufel komm raus, das Gespräch sucht. Und Frau dann immer wütender (erst brütender und dann offensiver oder umgekehrt) wird, dass Mann nicht sprechen will (so wie sie will). Die Xanthippe (und Kontrollierende) , die sich dann über die Socken, die herumfliegen aufregt, die die nicht abgeholte Reinigung nervt usw. usw. - hat sich dann Mann wunderbar produziert - und beide haben dann nicht, das was sie wollen.


**Lösungen?**


Der Verflossene, mit dem Schaufenster (siehe oben), lud mich noch öfter ein, meinen "Senf" zu geben, dann mehrmals schließlich seinerseits damit endend, dass ich immer an seinem Äußeren, was auzusetzen hätte. Bei mir setzen meine Warnlampen ein (Immer - löst bei mir Aversionen höchsten Grades aus), ich schaute mir an, wie er mich zu "Reinreden" einlud, ich fand ihn auch nicht mehr anziehend - und wir gingen unserer Wege.


Ein anderer Verflossener hatte eine Unordnung, die konträr zu meiner Geordnetheit stand, als ich ihn das erste Mal in seinen Gemächern besuchte, erfror ich innerlich vor Kühle und Unordnung - später sagte ich ihm: Deine Unordnung ist so was von abtörnend, da habe ich keine Lust auf Dich. ...

Danke U, dass Du da ordentlich bist...


Und Dank an Uli Clement und sein einfach tolles Buch über **Systemische Sexualtherapie** - dort können Sie noch weitere Ideen nachlesen, warum das Begehren nachlassen kann.


**Gefühlte Kälte**


Bis an die Decke gefühlte Kälte


ließ mich erschauern, alles erfrieren.


Kam mit Sehnsucht und Begehren,


konnte so schnell nicht fühlen


wie es verschwand.


Stand neben mir, sprach mit dir


spürte deine unsägliche Verlorenheit.


Erstaunen, nicht fassen, Trauer


konnte nicht so schnell fühlen


wie mich Dein Chaos erfaßte.


Ist Trauer, Verlust, Leid,


das dich so ließ ergrauen?


Dein Unbeheimatetsein


ließ mich erschauern,


mein Frieren nicht mehr überwinden


meine Wortlosigkeit


Du warst nicht der, den ich träumte.


Einen schönen sonnigen Spaziergang wünscht Ihnen

Marie-Luise Conen