Konservativismus

Von George Lakoff (Autor zweier bemerkenswerter Bücher im Carl-Auer Verlag) ist eine Analyse des Konservativisums in den USA erschienen:


http://www.huffingtonpost.com/george-lakoff/conservatisms-death-gushe_b_646488.html


Dort zeigt er, dass das BP-Öl-Desaster eine der konservativsten Bevölkerungsgruppen der USA trifft, die Menschen am Golf von Mexiko. Und dass dieser Konservativismus auch den Hintergrund für das Desaster bildet, den kausalen Rahmen. Die Bevölkerung ist aber offensichtlich in ihrer Einstellung durch dieses Desaster nicht erschüttert...


Dieser Konservativismus hat dazu geführt, dass ein Marktfundamentalismus praktiziert wurde, der die Profitabilität der (Öl-)Unternehmen an oberste Stelle gesetzt hat. Lakoff führt das im Einzelnen genauer aus (siehe Artikel).


Doch - und das ist ja eigentlich das Verwunderliche - die Bevölkerung bzw. ihre radikal konservativen Repräsentanten kämpfen keineswegs gegen die Öl-Industrie, sondern protestieren gegen den vorläufigen Bann weiterer Tiefseebohrungen. für das Bohren in den Naturschutzgebieten Alaskas usw.


Der Grund dafür ist lt. Lakoff, dass ihnen jedes systemische Verständnis fehlt. Sie sehen in allem immer nur den individuellen Bösewicht (hier BP), aber sie stellen nie das System und seine Regeln/Regulierungen in Frage. Und die anderen großen Unternehmen wie Shell, Exxon usw. haben ebenfalls ein Interesse, dass die Öffentlichkeit sie nicht in einen Topf mit BP wirft - obwohl sie da hinein gehören, denn sie machen alles genauso wie BP. So haben sie die Risiko-Kalkulation an dieselbe Firma outgesourced wie BP. Und auch bei ihnen wird Risiko nur in Geldbeträgen berechnet, nicht in Toten, schon gar nicht in toten Tieren oder gekippten Ökosystemen.


Das scheint mir generell das Hauptproblem Amerikas: die weit verbreitete Unfähigkeit systemisch zu denken, die als Grundlage der Nation anzusehende Überzeugung, dass der Einzelne immer für sein Schicksal selbst verantwortlich ist, d.h. die radikale Abstraktion von Beziehungen und Kontexten.


... und die Welt hat die Folgen zu tragen.