Konsens-Intoleranz

Eine Bekannte, die ich trotz allem mag, hat die merkwürdige Eigenschaft, Zustimmung nicht zu ertragen. Das zeigt sich etwa, wenn man irgendeine Behauptung aufstellt. Es dauert nur Bruchteile von Sekunden, schon widerspricht sie. Sie findet immer irgendeinen Grund, warum das, was man (ich oder wer auch immer) gerade gesagt hat, falsch ist ("Quatsch!!").


Das ist allein noch nicht auffällig, das kennt man ja zur Genüge: solche Leute...


Aber, und hier wird es wirklich interessant, sie kann es offensichtlich auch nicht aushalten, wenn man ihr zustimmt. Denn sobald man das tut, scheint ihr unwohl zu werden. Sie beginnt sich zu zieren, windet sich hin und her, schließlich rückt sie von ihrer ursprünglichen Position ab, und im krassesten Fall findet man sich als Gesprächspartner in der Situation, dass man ihre Ausgangsmeinung gegen sie zu verteidigen beginnt - bis man schließlich denkt (und manchmal auch sagt): Rutsch mir doch den Buckel runter!


Das ist eine ganz schlimme Krankheit (wie rote Pusteln im Gesicht). Ich fordere sofort eine ICD-Nummer dafür. Mein Diagnosevorschlag: "Konsens-Intoleranz", zu differenzieren in: "Akute Konsens-Intoleranz" und "Chronische Konsens-Intoleranz"...