Kommentare zur aktuellen Erziehung: Teil 5

**Bedürfnisbefriedigung – und wo bleibt die Pflichterfüllung?**


Kinder haben sehr wohl Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt, aber es wird dabei vergessen, dass Erziehung wesentlich mehr bedeutet. Sehr häufig wird übersehen, dass Kinder sehr wohl Pflichten, die sie im Rahmen getroffener Vereinbarungen einzuhalten haben. So sollte es in diesem Zusammenhang selbstverständlich sein, dass Kinder (ihrem Alter entsprechend) regelmäßig ihre Aufgaben im Haushalt zu übernehmen haben wie: Tisch decken oder abräumen, Abfall in diverse Tonnen entleeren, das eigene Zimmer in einem relativ zivilisierten und reinlichen Zustand halten, Mithilfe beim Kochen usw.

Kinder wollen sich diesen Pflichten mit Widerständen und Maulen entziehen; das gehört zu ihrer altersgemäßen Entwicklung - Eltern sollten sich davon nicht beirren lassen.

Diese Pflichtübernahme widerspricht jedoch der Einstellung, das Kind sofort zu befriedigen; Pflichterfüllung beinhaltet für sie meist das Rausschieben von unangenehmen Tätigkeiten zu Gunsten gegenwärtig attraktiver Tätigkeiten. Das kann man durchaus als Frustration bezeichnen, unter der man jedoch als Opfer nicht leiden muss. Da viele Eltern meinen, ein Kind solle tunlichst wenig frustriert werden, erledigt die Aufgabe dann Mutter schon mal eben. Wo bleibt denn da der große Frust der Mutter und ihr Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung? Auf diese Weise erziehen viele Frauen gerade ihre Söhne Frauen missachtend und Frauen feindlich, merken es jedoch selbst nicht.


Wenn Kinder angemessene Pflichten übernehmen, dann lernen sie, Verantwortung zu übernehmen – und das ist ein Teil des Erwachsenwerdens. Sicherlich sind diese Pflichten nicht immer amüsant und mitunter frustrierend – aber auch Frustrationen gehören zum Erwachsenwerden. Das ist keinesfalls resignativ zu verstehen, sondern Alltagsrealität. Im Beruf, in der Freizeit und im zwischenmenschlichen Miteinander muss jeder von uns unterschiedlich häufig und unterschiedlich stark eigene Bedürfnisse vorübergehend oder dauerhaft zurückstellen, um die gegenwärtig gestellten Anforderungen erfüllen zu können. Diese Realität ist auch ein Teil unseres Sozialverhaltens, in dem sich Nehmen und Geben hoffentlich austarieren. (wird fortgesetzt)