Kommentare zur aktuellen Erziehung: Teil 1

Unsere Gesellschaft ist freier, vielfältiger geworden, hat einige sinnleere Traditionen und gesellschaftliche Normen abgebaut. Kinder werden mehr als Partner angesehen. Ihre Anliegen werden ernster genommen als vor wenigen Jahrzehnten. Ihre Rechte haben deutlich zugenommen.

Dennoch müssen wir feststellen, dass die Probleme bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Intensität und Häufigkeit nicht abgenommen haben – im Gegenteil..


**Freiheit, die ich meine?**

Die Revolution der 68er brachte eine Abwendung von der autoritär-unterdrückenden Erziehung. Diese "Befreiung" schlug in eine starke Gegenbewegung um, welche die Eltern zunehmend verunsicherte. Die Kinder reagieren darauf entwicklungsgemäß mit der Forderung nach noch mehr Rechten, gefolgt von den Schuldgefühlen ihrer Eltern, wenn sie diese Forderungen nicht erfüllen.

Alle Eltern haben den Wunsch, den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. So wurde es modern, die Bedürfnisse des Kindes möglichst schnell und intensiv zu erfüllen, damit es weniger Frustrationen erlebt. Diese Einstellung der „instant drive reduction“ (= sofortige Bedürfnisbefriedigung) bewirkt, dass Kinder anfangs tatsächlich weniger Frustration erleben, da stets und sofort ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Das bewirkt beim Kind die Einstellung, alles sei stets verfügbar – und „Die Umwelt, besonders die Eltern, sind zu meiner Bedürfnisbefriedigung da“. Stetig steigende Ansprüche und zunehmender Konsum sind die Folge.

Der Werbespruch "I want it all" spiegelt diese Einstellung wider und bestätigt gleichzeitig das Kind in seinen Forderungen, gefolgt von steigenden Erwartungen und abnehmenden Verpflichtungen - bereits in Kindergarten und Grundschule.

(wird fortgesetzt)