Köln

Die Zahl scheint mir etwas hoch gegriffen: 1000 organisiert agierende Männer, nordafrikanisch und/oder arabisch aussehend, sollen in der Silvesternacht deutsche Frauen am Kölner Hauptbahnhof nicht nur bestohlen, sondern auch sexuell belästigt haben. Es gibt inzwischen mehr als 90 Anzeigen, so dass wohl kein Zweifel besteht, dass es da zu einer Häufung von Übergriffen kam. Nicht erträglich.


Aber die Zahl von 1000 Tätern halte ich für wenig wahrscheinlich, denn dann hätte die zahlreich auf dem Platz anwesende Polizei irgendetwas davon mitbekommen müssen, denke ich. Wenn es 100 Leute waren, die da organisiert aufgetreten sind, ist es auch schon ziemlich bedenklich.


Aber, ehrlich gesagt, so etwas passiert auch, wenn blonde deutsche Kegelbrüder unterwegs sind, vor allem dann, wenn sie sich in fremden kulturellen Kontexten befinden (wie etwa in Thailand), wo sie selbstverständlich davon ausgehen, dass alle Thailänderinnen in Massagesalons arbeiten. Wenn sie dann noch alle sturztrunken sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht den Regeln des Deutschen Kegelverbandes folgen (falls es ihn bzw. sie gibt) sehr groß (es müssen auch nicht Kegler sein, sondern es können auch Skatclubs, Gesangsvereine, Gruppen von Hooligans o.ä. sein - Hauptsache: Männergruppen, in denen der Einzelne mehr oder weniger in der Masse verschwindend agieren kann). Man denken nur an die von Elias Canetti beschriebenen Massenphänomene wie Lynchmobs.


Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das ist nicht als Entschuldigung gemeint, sondern als Erklärungsversuch, dass Alkohol und Gruppendynamik dazu führen können, dass Individuen die Verantwortung für ihr Handeln abgeben bzw. ihre Hemmungen ablegen (und deswegen auch solche Situationen suchen). Das wäre dann aber keine neue Form der "organisierten Kriminalität", sondern eher ein Unfall. Das gilt es m.E. zu untersuchen. Organisation oder Selbstorganisation?, das scheint mir eine wichtige Frage, gerade wenn es um Prävention geht.


Immerhin - wenn auch nicht wirklich beruhigend: Falls es sich wirklich um Männer aus Nordafrika oder Arabien handeln sollte: Es waren keine Islamisten, so alkoholisiert wie sie gewesen sein sollen ...