Klitschko vs. Haye

Boxen gehört nicht zu meinen favorisierten Sportarten. Und ich bin auch kein Fan der Familie Klitschko, obwohl sie ja von ganz Deutschland adoptiert zu sein scheint. Aber ich habe auch nicht wirklich etwas gegen die beiden.


Was mich am Boxen interessiert, ist die Faszination, die es offensichtlich auf das Publikum ausübt. Hier zeigt sich etwas Archaisches: die Inszenierung des Überlebenskampfes - Mann gegen Mann - das Duell, die Hoffung (oder Befürchtung?), dass der Stärkere gewinnt, die kollektive Angst, ein paar in die Fresse zu bekommen, oder auch die Identifikation mit dem, der dazu in der Lage ist, seinen Gegner zu vermöbeln - die Grundlage guten Entertainments (vgl. auch die Freude am Krieg - wenn er nicht zu lange dauert und man nicht selbst dabei ist)...


Spannend war gestern beim o.g. Weltmeisterschaftskampf die Phase vor dem Kampf. Erstens gab es ein paar taktische Show-Spielchen, die den Zuschauer im Ungewissen lassen sollten, ob der Engländer nicht vielleicht die Flucht ergriffen haben könnte (er erschien nicht pünktlich zum Kampf, trotz 150 angeschlossener Fernsehsender - was ich ja erst mal sympathisch fand), und dann wurden, zweitens, noch kleine Filmchen eingespielt, die auf das genannte archaische Muster verwiesen (wahrscheinlich um den Geschäftscharakter der Veranstaltung des ganzen Events zu verhüllen oder darüber weg zu trösten).


Der eine, der Engländer, sagte: "Ich werde ihn bestrafen", und der andere (Klitschko) war ganz die Theatralik: "Er hat meine Ehre beleidigt, meine Familie, ich werde mich rächen!"


Offenbar ist Zivilisation zu langweilig, so dass immer wieder solche urzeitlichen Prüfungen inszeniert werden müssen...