Kindergarten gebührenfrei

Oberkochen ist Spitze: Einstimmig habe es der Gemeinderat beschlossen, das gebührenfreie letzte Kindergartenjahr, hieß es dieser Tage. Als erste Gemeinde der Republik ist das 8400 Einwohner zählende Städtchen Oberkochen im Ostalbkreis diesen Schritt gegangen. Der unentgeltliche Besuch gilt für Kinder, die auch schon zwei Jahre zuvor einen der vier Kindergärten besucht haben und unter der Voraussetzung, dass ihre Eltern sie anschließend auch dort in eine der beiden Grundschulen schicken. 50000 Euro lässt sich die Stadt das kosten. Also nur 50000 Euro kostet das? Es ist so! Ein bundesweites Vorbild: Andere streiten ob oder ob nicht, Oberkochen macht es einfach und geht voran.


Das örtliche Stadion und wer weiß was noch alles trägt den Namen der bekanntesten Oberkochener Firma Carl Zeiss. Jedes Kind in Deutschland verbindet gewiss bekannte optische Gerätschaften mit diesem Namen, wenn auch nicht unbedingt mit dem Namen des Städtchens in der Ostalb. Das aber wird gewiss umgehend quer durch die Republik zum Aufseufzen der Stadtväter führen: Ja die können sich das leisten! Reiches Oberkochen! Aber so ist es gewiss nicht. Eher anders herum: Wo ein Wille (von Stadtvätern anderer Kommunen) ist, ist auch ein Weg (zum kostenfreien Kindergartenjahr). Jeder Stadtrat hat die Freiheit so zu entscheiden und damit auszuscheren aus der Jammerriege aller anderen, die da immer zuerst rufen: Wer zahlt?


Viele Städte und Gemeinden geben Geld für alle möglichen Zwecke aus, die nicht unbedingt zu ihren Pflichtaufgaben gehören: Sportstätten, Vereinsförderung, Feste und Feiern. Aber für die Eltern zur Förderung der Bereitschaft, alle Kinder vor der Grundschule in den Kindergarten zu schicken, da ist bisher nirgends die Bereitschaft durch die Tat bewiesen worden, nirgends, außer eben in Oberkochen, dem Carl-Zeiss-Städtchen auf der baden-württembergischen Ostalb.


Ich möchte den „Stadtvätern“ und „–müttern“ im ganzen Land in einer Abwandlung einer bekannten Talmudweisheit zurufen: Wer, wenn nicht ihr, wann, wenn nicht jetzt und wo, wenn nicht bei euch! Tut es einfach, den Kindern, den Eltern und den späteren Grundschullehrern oder einfach auch euch selbst und eurem Ansehen zu liebe. Und legt möglichst noch eine Schippe drauf für die Fortbildung des Personals dieser Kindergärten, damit auch das Richtige geschieht im Jahr vor dem Start in die Grundschule.


Ein Gruß nach Oberkochen und an die, die ihm nacheifern werden,


Horst Kasper