Kehren

Was heißt hier Kehren?


Kehren, zurückkehren, wiederkehren, zukehren, abkehren, heimkehren, auskehren, umkehren.

Vor der eigenen Haustür kehren!

Ich werde mich bemühen, das zuletzt genannte Motto zu beherzigen. Dies war für mich bisher die erfolgreichste Methode. Besonders hilfreich war sie in den Zwiegesprächen nach Michael Lukas Moeller, der es durch seine Ratschläge bei der Installation dieser besonderen Form von Inszenierung ermöglicht hat, die Matrix in unseren Beziehungen sichtbar zu machen. Es gibt bekanntere und sicherlich auch weniger bekanntere Psychotherapeuten, die meinten, sie hätten auf diese Weise mehr von sich erfahren als in ihrer gesamten bisherigen beruflichen Laufbahn, ihre Lehranalyse eingeschlossen. Das ist wirklich systemisch im Sinne von Veränderung. Die folgende Lektüre eines Werkes meines lieben Freundes Otto Brink kann ich Uneingeweihten in diesem Zusammenhang empfehlen (ist vergriffen und soll angeblich im Carl-Auer-Verlag aufgelegt werden, was ich sehr begrüßen würde, da ich diese Lektüre zahlreichen Patienten und Kollegen empfehle. Empfehle deshalb, weil dort das Vorgehen deutlicher beschrieben wird als in den Büchern von Moeller selbst, da ja nun leider auch zu früh gestorben ist, an Krebs, soweit ich weiß): O. Brink/ A. Quasebarth/ P. Saltuari (2004); Wie Offenheit die Liebe stärkt; Zwiegespräch und Familien-Stellen; Freiburg, Herder Spektrum, ISBN 3-45<-05387-X;


Das Thema meines Abitur-Aufsatzes hatte mit der Alternative (oder der Ambivalenz?) von Bewahren der Asche oder Weitertragen der Flamme zu tun. Dies als spontane Assoziation im Sinne des freien Assoziierens!

Auch eine Form des Kehrens.


Das Wiederkehrende ist zu kehren! So meine ich zu denken, wenn ich an den Begriff des "Systemischen" denke.

In der Begriffswelt meiner geschätzten Berufskollegen hat natürlich der Begriff des Systemischen eine noch etwas andere Bedeutung: Systemerkrankung, systemische Kollagenose etc.. Auf jeden Fall hat es etwas mit "Chronisch" zu tun. Sind sich dessen die "Systemiker" bewußt? Manchmal bin ich mir da nicht sicher, wenn ich so hier und da etwas sogenannt Systemisches lese. Es gibt da zuviele Wiederholungen für meinen Geschmack. Aber ich wiederhole mich gerade auch. Vielleicht sollte ich mich lieber überholen, würde vielleicht jetzt ein Systemiker denken! Kann man sich chronisch überholen? Schon mal vom Stress des Systemikers gehört?


Chronisch heißt für mich im Sinne der Chronischen Krankheit: ohne Arznei nicht zu heilen. Aber was ist am Systemischen der Systemiker arzneilich? Konfusion, Konfusion!! Wo bleibt da bitte schön die Pathologie? Sind wir schon mittendrin oder.....? Am Ende auch noch vor der eigenen Haustür? Wie hygienisch, Igittigitt!

Schauen wir noch etwas weiter hinter die Kulissen!

Hygiene nennen wir in der Heilkunde eine Methode, die das Pathologische möglichst durch Ausschluß abzuwenden versucht. Manche nennen das Isolation und verbinden damit den Begriff Knast, Quarantäne nennen es andere. Anfangs waren damit direkte Menschenopfer, das heißt Menschenblut verbunden. Eine dieser Figuren war in der griechischen Geschichte die Institution des Pharmakos (auch eine konstruktivistische Inszenierung!) , andere sind dafür zu Kreuze gekrochen und wieder auferstanden. Wo bleibt da die Religion?


Vorerinnerungen sind unvermeidlich, manche nennen sie Vorurteile. Urteil hat für mich immer mit Erinnerung zu tun, für Sie sicherlich auch., auch wenn wir dies nicht gerne sehen. Manche meinen dann, das sei moralisch, wenn sie etwas lesen, hören oder ausdrücken, indem sie davon bestimmt sind, was sie nicht in der Hand haben und am liebsten zukehren würden oder sich davon abkehren, bzw. verkennen.

Dies hat für mich allerdings nichts mit Moral zu tun. Moral hat für mich eher etwas mit einer Handlungsanweisung zu tun, die sich aus bewährten, d.h. sich wiederholenden Erfahrungen ergibt, deren Unabänderlichkeit festzustehen scheint, zumindest fürs Erste (was noch dazukommt, damit es eine wirkliche Moral ist, können wir bei Wilhelm Busch nachlesen: „Und die Moral von der Geschicht .....“ Meist war davor etwas Gewalttägiges passiert, Hühner sind geklaut worden, man hatte Schabernack betrieben etc.. Was mach ich eigentlich gerade?). Ich schreibe bewußt "scheint". Dies soll natürlich nicht nur dem systemischen Denken Futter geben. Ich habe nur den Eindruck, daß der systemische Tummelplatz einiges von Vorurteilen fraglos übernimmt, ohne sich der Konstruktionen ausreichend bewußt zu sein und dann einfach was Neues konstruiert, in dem dann das Unhinterfragte munter weiter wirkt und seine Urstände feiert. In diesem scheinbar Neuen sind für mich leider zzuviele Wiederholungen beinhaltet, was mir den Eindruck vermittelt, es handele sich um etwas Chronisches! Natürlich kann man sagen, daß dies zu Beginn der Installation einer Methode häufig geschieht. Soweit, so gut.


Dies ist leider nicht nur theoretisch für mich sondern durch ganz konkrete Erfahrungen belegbar, die ich sicherlich ausdrücken kann und werde, bzw. bereits an anderer Stelle hinreichend getan habe. Natürlich erlebte ich dabei auch moralische Aburteilungen, die GottseiDank schnell durchschaubar waren. Ich bin dann immer froh, wenn ich dem nicht ganz schutzlos ausgesetzt bin, was ich allerdings nicht immer in der Hand habe. Ich selbst neige in solchen Situationen dazu, mich als Sündenbock anzubieten. Offensichtlich gibt es noch genug Zeitgenossen, die daran eine wahre Freude haben und sich dann abschotten. Ich sah dabei lebensbedrohliche Situationen entstehen, die nur zum Teil abwendbar waren. Es gab dabei Organamputationen etc. pp.. Vor allem auch die Amputation von Beziehungen!


Weil mir manches was in dieser Systemischen Kehrwoche schon alles geschrieben wurde etwas zu aufwendig für die wenigen Momente war, die mir noch im Alltag zu Verfügung stehen (ich verdiene noch „mein“ Geld in der Behandlung von Patienten), habe ich manchmal nicht geantwortet, obwohl mir die Finger danach juckten. Vielleicht geht es Ihnen jetzt als Leser oder Leserin auch so!


Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit. Bis morgen! Vielleicht schreibe ich dann mal was Neues. Passen wir gut auf uns auf! Ich hoffe ich habe Sie nicht gebissen! Vielleicht brauche ich doch noch eine Aufbiss-Schiene (für die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen).