Keep Fear Alive!

Gestern fand in Washington, DC, eine Demonstration unter o.g. Titel statt. Besser gesagt, es waren zwei solcher Veranstaltungen. Die andere hatte den nicht minder programmatischen Titel: Restore Sanity.


Beide wurden zusammengelegt, was schon deswegen Sinn machte, weil sie von zwei Menschen organisiert wurden, die auch sonst zusammen arbeiten und, wenn auch mit unterschiedlichen stlistischen Mittteln, dieselben Ziele vertreten: Jon Stewart und Steven Colbert.


Beide sind Satiriker, die beide ihre eigene Fernsehshow haben (Daily Show + Colbert Report) (im Internet zu finden und anzusehen auf der Website von Comedycentral). Und beide scheinen mir im Moment die bekanntesten unten den in der Minderheit dahin kümmernden, vernünftig argumentierenden (= Sanity) und entscheidenden US-Amerikanern. Die Mehrheit scheint mir schlichtweg bekloppt bzw. von künstlich geschürten Ängsten getrieben (= Fear).


Dieses Urteil bezieht sich auch auf die bis übermorgen noch die Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments stellenden Demokraten. Denn sie versuchen seit zwei Jahren eine überparteiliche Politik zu machen, was daran scheitert, dass die Republikaner eine rein auf den Wiedergewinn der Macht zielende Obstruktionspolitik machen. Das ist der Opposition nicht wirklich vorzuwerfen. Denn Politik ist nun mal am Freund-Feind-Schema orientiert. Der Regierung bzw. ihren Parlamentariern ist es deswegen durchaus vorzuwerfen, wenn sie die Inhalte und Ziele, für die sie gewählt wurden, durch vorauseilende Kompromissvorschläge aufgeben und damit auch den Wählerauftrag (= Freunde), die Bush-Cheney-Politik Amerikas (= Feinde) zu verändern.


Colbert und Stewart arbeiten mit den Mitteln der Satire. Sie respektieren keine Tabus, sie folgen keiner politischen Korrektheit. Dass da gestern 200.000 Leute nach Washington gekommen sind, läßt ein wenig Hoffnung aufkommen, dass Amerika doch noch zu retten ist vor idiotischen christlichen Fundamentalisten und fundamentalistischen kapitalistischen Idioten.