Kauft Conti

Die Schaeffler-Gruppe, ein Familienunternehmen, ist gerade dabei, die Hannoversche Continental zu kaufen.


Ich muss gestehen, dass ich dies mit einiger Neugier, um nicht zu sagen: einer gewissen Freude, beobachte. Das liegt vor allem daran, dass ich mich sehr ausführlich mit dem Unterschied des Wirtschaftens von Familienunternehmen und börsennotierten Aktiengesellschaften beschäftigt habe und - für viele Bereiche (d.h. nicht für alle) das Familienunternehmen für das ökonomisch bessere Modell halte.


Hier kauft nun (vielleicht) ein kleineres Unternehmen ein dreimal größeres. Und das größere wehrt sich - wie damals Schering gegen die Übernahmen durch Merck -, weil es meint, ein Familienunternehmen sei zu piefig.


In Wirklichkeit haben Familienunternehmen einen zentralen Überlebensvorteil: Sie sind nicht an der Börse notiert. Das heißt, das Management hat reale Menschen auf der Eigentümerseite (=Kapital), mit denen es sich arrangieren muss/kann, die obendrein noch eine gewisse, manchmal sogar starke Bindung an das Unternehmen haben und das Ziel verfolgen, das Unternehmen an die nächste Generation weiter zu geben. Kurzfristige Profitinteressen treten demgegenüber in den Hintergrund, was die langfristige Rentabilität oft erhöht.


Und für die Region, in der solch ein Unternehmen zu Hause ist, und die Mitarbeiter heißt dies, dass die Arbeitsplätze sicherer sind als bei der börsennotierten AG. Dass in Hannover ein rentabel arbeitendes Werk geschlossen wird, um die Produktion ins Ausland zu verlagern, wäre bei einem Familienunternehmen eher unwahrscheinlich.


Also: Mitarbeiter von Conti, freut Euch auf eine gelungene Übernahme... - auch wenn bei Familienunternehmen alle immer an verbrannte Milch denken: Hier sind die wirklich guten Ökonomen am Werk.