Kairo

Das ist wohl die lauteste Stadt der Welt. Zumindest die lauteste, die ich kenne. 22 Millionen Einwohner und 3 Millionen Autos. Der Smog kann dem von Peking ohne weiteres das Wasser reichen (keine wirklich gute Metapher). Ein Einwohner vom Land hat mir erklärt, dass er einmal versucht hat über eine Strasse zu kommen und es nach einer Stunde vergeblichen Versuches aufgegeben hat. Ich weiss nicht, wer auf der anderen Seite gewartet hat, aber getroffen hat er ihn dort jedenfalls nicht.


Die meisten Frauen tragen Kopftuch. Unverhüllte weibliche Köpfe gehören in der Regel Ausländerinnen. Das ist ganz anders als im "Schurkenstaat" Syrien. Dort sind die verschleierten Frauen in der Minderheit. Der islamische Fundamentalismus, sagt man, ist in Ägypten im Vormarsch. Polizisten gibt es viele in der Stadt. Um in ein Hotel zu kommen (auch die kleinen) muss man durch eine elektronische Schranke wie am Flughafen. Allerdings sind sie wohl nur zur Beruhigung (von wem auch immer) eingerichtet worden, da sie immer Alarm geben und sich nie jemand drum kümmert. An Luxushotels werden die Autos auch noch von Hunden beschnuppert. Sie scheinen echt zu sein.


Es gibt viele Katzen in Kairo, und sie haben größere Ohren als unsere. Hier hat die Evolution offenbar noch nicht für eine Anpassung gesorgt. Denn kleinere Ohren wären bei diesem Lärmpegel sicher günstiger.


Der Ägypter an sich ist - meiner Erfahrung nach - nett. Schwierig ist allerdings, dass er manchmal nett sein will, ohne das richtig zu können. Wenn einen zum Beispiel der Taxifahrer, der weder Englisch sprechen noch Lesen kann, noch versteht, wie ein Stadtplan, auf dem das Hotel eingezeichnet und benannt ist, funktioniert, einen gutwillig zig Kilometer in die falsche Richtung fährt. Nur guter Wille... Wahrscheinlich gilt er ja dem Fremden als Touristen an sich. Denn vom Tourismus lebt das Land zu einem guten Teil. Auf der Strecke zwischen Luxor und Assuan verkehren 300 Kreuzfahrschiffe. Das entspricht etwas 30.000 Touristen, die da rein passen. Das Grauen. Das haben die alten Ägypter sicher nicht gewollt.


Jedes Jahr werden 500 000 junge Leute auf den Arbeitsmarkt geworfen, aber nur 65 000 finden einen Job. Wenn der Tourismus weg brechen würde, dann gäbe es noch ein paar Hunderttausend mehr arbeitslose, voller Energie steckende junge Männer. Deshalb die Angst vor Anschlägen. Die meisten Terroristen, die das World Trade Center in New York zum Einsturz gebracht haben, stammten aus Ägypten. Lauter nette Leute? Wohl nur "an sich"...