Kachelmann

Um es unmißverständlich voraus zu schicken: Ich finde nicht, dass man seine Lebensgefährtin, Frau oder Freundin vergewaltigen sollte.

Und ich finde auch Herrn Kachelmann nicht sonderlich sympathisch.


Trotzdem scheint mir die Anklage gegen ihn der Diskussion wert. Als Paartherapeut habe ich mit etlichen Paaren gearbeitet, die sich fürchterlich gestritten und gefetzt haben, um dann ihre Versöhnung nach aggressivem Sex im Bett zu besiegeln.


Dass das nicht unproblematisch ist oder war, ist daran zu erkennen, dass diese Paare beim Therapeuten landeten.


Aber: Wären sie zur Polizei gegangen, dann hätten die Beamten sicher einen Tatbestand konstruieren/erkennen/ermitteln können, der strafrechtlich bedenklich gewesen wäre.


Intimbeziehungen sind zwar kein rechtsfreier Raum, aber wenn Juristen eingeschaltet werden, wird man dieser Art der Beziehung sicher nicht gerecht. Die Eheschließung ist de jure zwar (auch) das Abschließen eines Vertrages, aber wer z.B. die ehelichen Pflichten einklagen wollte, sollte nicht davon ausgehen, dass der Gerichtsvollzieher sich da wirklich am rechten Platz findet.


Mein Mißtrauen resultiert aus der Erfahrung, dass in solchen privaten Beziehungen die Einbeziehung von Juristen fast immer (!) als Eskaltionsschritt im Rahmen eines Machtkampfes zu verstehen ist. Üblicherweise wird hier das Rechtssystem benutzt, um einen Konflikt, der innerhalb der privaten Beziehung nicht gewonnen werden kann, mit HIlfe der höheren (staatlichen) Macht für sich zu entscheiden.


Ob das bei Kachelmanns tatsächlich so war oder ist, weiss ich natürlich nicht. Aber Herr Kachelmann hat natürlich auch für mich - wie für jeden anderen Fernsehzuschauer und möglicherweise auch für die Ermittliungsbeamten - ein Glaubwürdigkeitsproblem: Ihn belastet eine Vorgeschichte von Wettervorhersagen...