Jubelperser

Vor dem heutigen Freitagsgebet hat Ayatollah Ali Chamenei eine etwa zweistündige Rede in der Universität Teheran gehalten. Wer sich noch an 1967 und den Schahbesuch in Berlin erinnert, dem wird der Begriff "Jubelperser" noch im Ohr klingen. Er passte auf jeden Fall heute sehr gut, um das Auditorium bei Chameneis Rede zu charakterisieren. Koordiniert, wie auf Stichwort - und manchmal auch hörbar auf Stichwort - wurden Parolen intoniert, wenn immer es galt, bestimmte Aspekte des Vortrags zu unterstützen.


Chameneis Kernbotschaft: Kinder, gebt endlich Ruhe! Vertraut dem Regime! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder, der mit dem Ergebnis einer Wahl nicht zufrieden ist, auf die Strasse ginge, um das Ergebnis zu ändern... (Da hat er im Prinzip ja recht; aber wenn 40 Millionen Stimmen innerhalb einer Stunde - ohne Maschinen zu benutzen - ausgezählt sind, dann stellen sich eben andere Fragen...).


Insgesamt sieht er die Wahl als eine großartige Bestätigung der Islamischen Republik, denn 85% der Wahlberechtigten seien zur Wahl gegangen und hätten so das System eindrucksvoll bestätigt. Es habe keine Kandidaten gegeben, die für ein anderes politisches System eingetreten seien, sondern alle seien Angehörige des islamischen Establishments.


Am korrekten Ergebnis der Wahl bestehe kein Zweifel. Aber die Feinde - es wurde oft von Feinden gesprochen -, insbesondere "arrogante" ausländische Journalisten und/oder Regierungen (Groß Britannien, USA) würden hier für Unruhe sorgen.


Mein Eindruck: Da die Iraner, die ich persönlich kenne, allesamt sehr aufgeklärte,westlich orientierte und intelligente Menschen sind - sie leben allerdings alle im Exil, aber es gibt sicher noch genug ähnlich denkende und fühlende Menschen im Iran - wird der Ayatollah mit dieser Rede nicht verhindern, dass die Demonstrationen weiter gehen.


Und das dürfte - leider - heissen: Die Panzer werden kommen...