Joseph P. Kennedy III

Heute Nacht (MEZ) habe ich die Rede von Donald Trump zum State of the Union gehört und die Reaktionen der Abgeordneten des US-Kongresse auf CNN beobachten können.


Die Republikaner haben bei fast jedem Satz begeistert geklatscht und sind aufgestanden, die Demokraten sind meist ruhig geblieben und sitzen geblieben. Eine signifikante Demonstration der Spaltung der Gesellschaft. Die Frauen trugen MeToo-Schwarz (außer Melania - was immr das zu bedeuten hat).


Inhaltlich war nichts besonders Interessantes zu hören. Ziemlich viele Schlagworte, aber ein deutliches Statement gegen Immigranten, die stets mit Kriminalität assoziiert wurden. Viel Selbstbeweihräucherung, keine Beleidigungen.


Was mir auffiel, war, dass systematisch auf die Tränendrüse gedrückt wurde, indem Helden und Opfer vorgführt wurden (=sassen auf der Tribüne). Da waren die Eltern zweier Teenager, die von einer Gang (=illegale Immigranten) umgebracht worden waren, ein Soldat, der einen anderen unter Risiko für das eigene Leben über Stunden am Leben gehalten hatte, die Eltern des Studenten, der als Tourist in Nordkorea verhaftet und so misshandelt worden war, dass er wenige Tage nach seiner Freilassung starb, ein Nordkoreaner, der auf einem Bein mit Krücken geflohen ist (er hielt stolz die Krücken in die Kamera, alle anderen ihre Tränen), ...


Programmatische Botschaft: Unsere Feinde sind tough, aber wir sind tougher!


Für mich war allerdings die kurz danach auf CNN zu sehende Antwort der Demokraten, die nicht im Capitol, sondern in einer Schule in Massachusetts vom Abgeordneten Joe Kennedy gehalten wurde, das Highlight. Ein junger Mann - in den 30ern schätze ich - der Großneffe von John F. Kennedy, der Enkel von Bobby Kennedy. Der Inhalt kann sicher irgendwo nachgelesen werden. Auf die Einzelheiten will ich hier nicht eingehen (viele Signale, dass es um die Aufhebung der Teilung der Gesellschaft gehen sollte in der Politik etc.), weil für mich die Tatsache von Interesse war, dass hier offenbar systematisch ein junger Mann promotet wird, der die Zukunft der Demokraten repräsentieren könnte. Wieder ein Kennedy als Hoffnungsträger. Ein Startvorteil, zweifellos. Denn in Amerika gibt es ja diese dynastischen Sehnsüchte, das Vertrauen in die "großen" Familien. Ein junger, nicht verschlissener Politiker, der sich emotional engagiert zeigt, sich idealistisch gibt, ein US-Macron, unverbraucht, zielstrebig, selbstbewusst.


Mein Tipp: Er wird in absehbarer Zeit Präsidentschaftskandidat.