Jetblue-Nation

Mit "making the Jetblue" wird inzwischen in den USA bezeichnet, wenn jemand die Notrutsche ausfährt und eine unerträgliche Situation verlässt (der Steward, der das in seinem Flugzeug gemacht hat, war bei der Fluggesellschaft Jetblue beschäftigt).


Die neueste Bezeichnung für die Stimmungslage in den USA lautet dementsprechend: "Jetblue-Nation" (in den Fernsehstationen so genannt). Denn die Meinungsumfragen zeigen, dass die Bevölkerung mit allem unzufrieden ist: der Regierung, der Opposition, der Regierungspartei, der Oppositionspartei, Wallstreet, den Banken, der Wirtschaft, der Arbeitslosigkeit, den Kriegen in Afghanistan und dem Irak, dem Abzug der Truppen aus dem Irak, der Strenge der Bankenregulierung, der Schwäche der Bankenregulierung, der Radikalität der Gesundheitsreform, ihrer mangelnden Radikalität... usw.


Ein Land, das seinen sprichwörtlichen Optimismus verloren hat. Es gibt keine attraktiven Alternativen, die Hoffnung auf Besserung versprechen.


Ich denke: Die Reaktion auf ein gescheitertes wirtschaftliches und gesellschaftliches Experiment: der Verabschiedung der Politik aus der Verantwortung, die seit Ronald Reagan zu beobachten ist. Sie zeigte sich in einer blinden Marktgläubigkeit, die mit dem Crash am Finanzmarkt zu einem Ende gekommen ist. Und das militärische Scheitern im Irak und in Afghanistan führt dazu, dass auch noch das Selbstverständnis als Herren der Welt zerplatzt ist.


Jetzt zerfällt die ideologische Basis, die bislang rechts und links (wenn man das hier überhaupt so nennen kann) verbunden hat. Stattdessen werden die Auseinandersetzungen härter, die Extremisten werden immer lauter, der Ton wird immer schärfer.


Eine Nation in einer tiefen Sinn-Krise...