I've stopped reading fiction

... so sagt Philip Roth (einer der von mir favorisierten Fiction-Autoren) in einem Interview mit der Financial Times. Und auf der Website "Salon.com" wird dieses Statement analysiert und interpretiert:


http://www.salon.com/books/readers_and_reading/index.html?story=/books/laura_miller/2011/06/28/stopped_reading_fiction


Die Frage, die sich mir dabei stellte, der ich ja immer noch Fiction lese (u.a. Roth), ist: Welche Art von Fiction kann mich eigentlich noch hinter dem Ofen hervorholen?


Es sind, merkwürdigerweise, nur wenige der aktuell gehypten Autoren, deren Bücher sich auf den Bestseller-Listen finden. Wie die Filme, die von den Kritikern hochgelobt werden, langweilen mich diese Bücher meistens. Wahrscheinlich ist dies ja eine Alterserscheinung. Die Geschichten, die da beschrieben werden, habe ich alle schon in Therapiesitzungen oder von Nachbarn gehört bzw. - schlimmer noch - selbst erlebt.


Ich will mich da einfach nicht mehr einfühlen, nicht miterleben, denn es ist Mehr-desselben, déja vue...


Die Art von Fiction, die ich z.Zt. (d.h. ich garantiere nicht für Zuverlässigkeit) bevorzuge, stammt aus früheren Zeiten. Sie eröffnet den Zugang zum anderen historischen Epochen. Gegenwärtig finde ich z.B. Erich Maria Remarque ganz faszinierend. Nicht nur, dass er tolle Formulierungen findet und in einem Stil schreibt, den ich mag, er läßt mich auch am Leben in der großen Inflation in Deutschland (1923 - "Der schwarze Obelisk") teilhaben. Das Geld verliert seinen Wert innerhalb von Stunden, man propagiert "Sachwerte" und genießt den Augenblick, weil Geld nicht in der Lage ist, die Unsicherheit der Zukunft zu beseitigen (was sonst ja eines der Versprechen von Geld ist). Das alles könnte ein Sachbuch nie in vergleichbar intensiver Weise vor Augen führen. Also doch: Fiction.