Italien

Seit etlichen Tagen halte ich mich wieder einmal in Italien auf und verfolge die Diskussionen, die hier das Interesse der Öffentlichkeit bestimmen: Ein bekannter DJ hat sich in der Schweiz dabei helfen lassen, sich vom Leben zum Tod zu befördern, was zu heißen Auseinandersetzungen über den assistierten Suizid generell geführt hat; die Partei Renzis (PD) hat sich gespalten (der linke Flügel ist ausgeflogen); man mokiert sich über die Polen, die ihre Niederlage bei der Wahl Donald Tusks als Sieg feiern; und Erdogan wird für komisch gehalten; der Papst hat heute undurchsichtige Geschäfte, die dazu führen, dass Fabriken und Unternehmen geschlossen werden und die Mitarbeiter entlassen werden, zur Sünde erklärt...


All das unterscheidet sich - wenn man mal von dem DJ un der PD absieht - nicht so sehr von den Themen, die bei uns aktuell diskutiert werden. Was weniger öffentliches Interesse findet, ist die in den Wirtschaftsseiten der Zeitungen anlässlich einer Rede von Mario Draghi diskutierte Tatsache, dass die italienischen Manager schlecht ausgebildet sind. So berichtet La Repubblica (meine tägliche Lektüre beim morgendlichen Espresso), dass nach einer Studie aus dem Jahre 2013 unter den Managern Italiens 37% nur die Pflichtschule (=Hauptschule) absolviert haben, während dies nur für 7% der deutschen Manager gilt; und einen Hochschulabschluss haben nur 15%, während im EU-Durchschnitt 40% der Manager solch einen Abschluss haben. Der italienische Prozentsatz entspricht dem der Türkei und ist etwas schlechter als der von Mexiko.


Der Niedergang des Landes wird mit diesem Mangel an bildung bzw. Weiterbildung in Zusammenhang gebracht.


Aus meiner Sicht sind das alles Folgen der Berlusconi-Jahre, in denen die Zahlungen für Universitäten oder kulturelle Einrichtungen aller Art radikal geschrumpft wurden. Es gibt in keiner italienischen Stadt, die ich kenne, ein Theater mit Ensemble, sondern die Häuser sind immer nur ein paar Tage im Monat geöffnet, um in der Zeit die Bühne für Gastspiele zur Verfügung zu stellen. Die Theateraufführungen sind meiner Erfahrung nach ziemlich lausig (letzte Woche gesehen: "Herr Puntila und sein Knecht Matti"- eine Aufführung wie in der Oberstufe einer mittelmäßigen weiterführenden Schule zu sehen).


Dass so wenige Manager gute Ausbildungen haben, dürfte auch daran liegen, dass sie die nicht brauchten, denn ihre Jobs haben sie in der Regel durch persönliche Beziehungen erhalten...