Italien

Das Referendum zur Verfassungsreform in Italien, das heute durchgeführt wird, ist nicht einfach zu bewerten. Auch wenn nur mit Ja oder Nein abzustimmen ist, so sind die Pakete, um die es geht, ziemlich heterogen zusammengepackt, so dass nicht einfach zu sagen ist, was für Italien oder Europa gut wäre. Die Meinungen in Italien, aber auch außerhalb, gehen das weit auseinander.


Mal abgesehen davon, dass die Durchführung von Referenden eh immer höchst fragwürdig ist - ich habe mich dazu ja schon mehrfach geäußert - scheint mir die Bedeutung der Abstimmung überschätzt. Die Börsen reagieren vorsichtig, und manche Wahrsager sehen schon die italienischen Banken zusammenbrechen, das Weltfinanzsystem, den Euro, die EU, ...,  falls mit Nein abgestimmt wird. Aber um all das geht es eigentlich nicht. Es geht darum, ob Renzi Regierungschef bleibt oder nicht. Alles andere steht in den Sternen.


Und, wenn man es auf diese Frage herunter bricht, dann ist ein Nein kein Beinbruch. Italien hat nach dem Krieg bereits 65 mal den Regierungschefs gewechselt. Das ist eine durchschnittliche Amtsdauer von ca. einem Jahr, vor allem, wenn man bedenkt, dass Berlusconi ziemlich lange im Amt war.


Also: Bei einem Nein wird eine Technokratenregierung vom Präsidenten eingesetzt, die wird wahrscheinlich weniger eitel als Renzi ihren Job machen, und bei den irgendwann anstehenden Neuwahlen wird M5S, die Partei des Beppe Grillo, die Mehrheit bekommen. Die wird auch nicht aus der EU austreten, sondern erst mal gar nichts Besonderes tun, weil sie keine Ahnung hat, wie man einen Staat führt (siehe das Desaster in Rom, wo die M5S-Bürgermeisterin ziemlich auf dem Schlauch steht), und dann werden die üblichen Verdächtigen - d.h. die korrupten Mafia-Netzwerke - weiter machen wie bisher...


Kein Grund zur Aufregung also (erst einmal) - aber ich kann mich natürlich täuschen (was ja immer mal wieder - wenn auch selten - passiert).