Ist die Wirklichkeit „wirklich“ nur erfunden?

Wer konstruktivistische Erkenntniskritik so zusammenfassen will, dass er behauptet, alle Wirklichkeit sei bloß eine subjektive Erfindung, der übertreibt eine spezifische Situation, in der wir dies subjektiv so empfinden können, und verkennt die Bedeutung von Kultur, Bildung, die Anschlussfähigkeit auch der Wissenschaft an bisherige Erkenntnisse. Auch konstruktivistisch gesehen kann nicht alle Wirklichkeit bloß aus subjektiven Launen oder einer grundsätzlichen Autopoiese der Subjekte, wie man biologisch übergeneralisierend sagen könnte, heraus erfunden sein. Diese kulturelle Einsicht hat sich auch in den konstruktivistischen Diskursen immer mehr durchgesetzt, weshalb Konstruktivismen keinesfalls die Rolle von Entdeckungen und Anschlussfähigkeiten in den Kulturen leugnen. Allerdings ist bei näherer psychologischer Betrachtung, wie sie z.B. durch Piaget oder neuere konstruktivistische Lernforschungen angeregt werden, zu beachten, dass das Individuum in einer Kultur, wenn es sich Wissen aneignet, dieses immer erst für sich neu erfinden muss, um es in einen Entdeckungszusammenhang stellen zu können. Will ich z.B. die Newtonschen Fallgesetze verstehen und für eigene Erklärungen benutzen, dann muss ich sie für mich erfinden, d.h. das darin liegende Problem und seine Lösung konkret nachvollziehen und abstrakt erläutern können, um diese Entdeckung zu würdigen und anwenden zu können. Je tiefer ich einsteige, desto mehr werde ich dieses Wissen mit Handlungen vermitteln müssen, was den Sinn eines produktiven und kreativen Lernens ausmacht. Je aufgesetzter und ab¬strakter das Lernen bleibt, desto mehr würde es z.B. einem Erlernen des Autofahrens entsprechen, bei dem man nie ein Auto benutzt. Ein solches Lernen, das heute für schulisches Lernen noch zu oft typisch ist, kritisiert die konstruktivistische Pädagogik und Didaktik, weil es nicht nur wirklichkeitsfremd bleibt, sondern auch Zeitverschwendung ist.


Wenn Sie näher wissen wollen, wie man unterrichtsmethodisch das Erfinden stützen kann, dann reisen sie doch einmal zum konstruktiven und systemischen [Methodenpool](http://methodenpool.uni-koeln.de) Link