Iren? Ist menschlich. Aber blöd.

Die Iren haben gegen den EU-Vertrag gestimmt.


Inhaltlich haben die Iren wahrscheinlich genau deswegen gegen den Vertrag gestimmt, weil sie an der EU genau das nicht leiden können, was durch diesen Vertrag geändert werden sollte. Ziel war ein wenig mehr Kontrolle der Bürokraten in Brüssel, ein Parlament, das dem Siegeszug der neoliberalen Lobbyisten etwas entgegen setzen und Sozialstandards für ganz Europa festschreiben kann, eine gemeinsame Aussenpolitik etc.


Letztlich müssen sich die Politiker das negative Ergebnis wohl selbst zuschreiben, denn es ist ihnen nicht gelungen, deutlich zu machen, worum es ging.


Dass ausgerechnet die Iren, die wohl am meisten Geld von allen anderen Mitgliedern kassiert haben, jetzt ihr Veto einlegen, ist eine der Ironien der Geschichte, die ja gar nicht so selten sind.


Die Forderung von Konsensentscheidungen - das scheint mir aus systemischer Sicht interessant - erweist sich als zutiefst undemokratisch, vor allem aber unintelligent. Einem einzelnen Mitglied wird die Macht gegeben zu blockieren, was die Mehrheit will.


Nun sind auch Mehrheitsentscheidungen nicht immer intelligent, genauso wenig wie die Entscheidungen vermeintlicher Experten. Letztlich muss man sich wohl bei jeder Entscheidung, die eine Vielzahl von Akteuren oder ein soziales System betreffen, sehr sorgfältig Gedanken darüber machen, welches Verfahren zu intelligenteren Entscheidungen führen kann. Ein Verfahren, das für alle Fragestellungen angemessen ist, gibt es offenbar nicht.


Als jemand, der schon einige Vereine, Verbände, Institute, Firmen etc. (mit-) gegründet hat, kann ich nur empfehlen, auf Differenzierung und Verführung zu setzen. Wer etwas bewegen will, muss damit anfangen, ohne auf die Zustimmung anderer zu warten (da kann er lange warten). Wenn das Ganze sinnvoll und "erfolgreich" ist (wie immer das definiert sein mag), werden die anderen schon hinterher kommen... (wer bleibt schon gern allein zurück?).


Also: Ein Europa der zwei Geschwindigkeiten.