Investigativer Journalismus

In Zeiten von Twitter und Youtube haben es gestandene Journalisten schwer, ihr täglich Brot zu verdienen. An die Stelle der - von professionellen Standards bestimmten Recherche - tritt die "Weisheit der Vielen", d.h. das Prinzip der Publikumsfrage bei "Wer wird Millionär" wird zum Selektionskriterium von Nachrichten.


Das führt dazu, dass auf der einen Seite die Zensurversuche politischer Machthaber (s Iran) unterlaufen werden können, und auf der anderen Seite es kaum noch Kriterien zur Beurteilung der Seriosität von Nachrichten gibt.


Den Zeitungen wird durch das Internet das ökonomische Wasser abgegraben. Ob und in welcher Form sie überleben werden, steht in den Sternen.


Dies ist der Hintergrund des Films "State of the Play". Russel Crowe spielt einen dieser typischen investigativen Reporter Washingtons, wie wir sie alle lieben (d.h. er hat ungewaschene Haare - Shampoo beeinträchtigt die Fähigkeit zur Recherche). Er untersucht die Machtstrategien eines Konzerns, der sicher nur zufällig an "Blackwater" erinnert. Solche Unternehmen sind seit der Präsidentschaft George W. Bushs sehr mächtig und reich geworden, weil sie originär staatliche Sicherheitsaufgaben auf privatwirtschaftlicher Basis organisierten. Eine gute Methode, den Staat und die Steuerzahler auszuplündern.


Es gibt ein paar Tote, ermordet, Freundschaft und Liebe, die Kooperation zwischen dem fetthaarigen alten Haudegen und einer shampoonierten, d.h. ehrgeizigen jungen Online-Reporterin, Loyalität, Verrat und viel Spannung.


Was am Schluss ein wenig enttäuschend ist, dass es nicht wirklich zur Abrechnung mit den institutionellen Strolchen kommt, sondern sich alles in privater Misere auflöst. Trotzdem sehenswert.