Intuition – „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“

Vor kurzem traf ich in einem Buch wieder einmal auf ein bekanntes Zitat aus dem kleinen Prinzen von Saint-Exupery: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Dies sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen und zeigt ihm damit, dass in einer widersprüchlichen Welt rationales Denken oft nicht ausreicht, um Wahrheit über die Welt herauszufinden. Unter widersprüchlichen Bedingungen ist es wichtig sich nicht nur aufs rationale Denken zu verlassen, denn „man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Dieses Zitat hat mein Interesse am Verhältnis zwischen Intuition und rationalem Denken verstärkt.


Manchmal sitzt man und wartet auf einen Geistesblitz, doch der erlösende Einfall will einfach nicht kommen. Und zu anderen Zeiten, wo man nicht einmal ein Blatt Papier und einen Bleistift in der Nähe hat, z.B. beim Sport, wird man von kreativen Einfällen überflutet. So erging es mir gestern. In der Kletterhalle stürzten viele Einfälle auf mich ein, unter anderem ein erlösender Geistesblitz, wie ich ein bestimmtes Projekt angehen könnte. Meine Selbstbeobachtung zeigt mir, dass meine besten Einfälle und auch die besten Entscheidungen intuitiv getroffen werden. Auch die Wissenschaft bestätigt diese Einsicht mehr und mehr.


Aus meiner Sicht sind wir an einem Paradigmenwechsel angelangt: die Bedeutung rationalen Denkens rückt ein wenig zurück, während Intuition auf demVormarsch ist. Sicher, Intuition war immer schon ein wesentlicher Bestandteil unseres Denkens. Aber auf die Frage, warum man sich für etwas Bestimmtes entschieden hätte, kamen dann doch meist wieder rationale Erklärungsversuche. Insbesondere Führungskräfte blieben lange dem Bild des rationalen Managers verbunden, der objektiv, sachlich, überlegt und vernünftig auf Grund der ihm vorliegenden Informationen Entscheidungen trifft. Mittlerweile hat sich dieses Bild verändert. Studien zeigen mehr und mehr die Irrationalität von Managemententscheidungen auf und auch, dass Manager Entscheidungen überwiegend intuitiv treffen.


Deutsche Führungskräfte vertrauen, Ihren Aussagen nach, allerdings nach wie vor nicht voll und ganz auf ihre Intuition. In einer Studie der Akademie für Führungskräfte im Jahr 2005 haben 560 deutsche Manager teilgenommen. Nur 20% der Manager gaben an, sich bei Entscheidungen auf Ihre Intuition zu verlassen. Sogar nur 14% waren der Meinung, dass Ihnen bei Entscheidungen das Gefühl wichtiger ist als der Verstand. Die Teilnehmer dieser Studie scheinen (noch) skeptisch gegenüber der Bedeutung von Intuition und Emotion für Entscheidungen zu sein. Dennoch kann man vermuten, dass (auch deutsche) Manager öfters als sie zugeben auf Ihre Intuition vertrauen, zumindest in zeitkritischen Situationen. Und wer hat in unserer schnelllebigen Zeit schon genügend Zeit?


Wann soll man nun auf seine eigene innere Stimme hören? Intuition ist vor allem dann eine erfolgreiche Strategie, wenn man ein Experte auf seinem Gebiet ist. Meine Erfahrungen im Coaching von Bankmitarbeitern, die als Daytrader an den Börsen tätig sind, bestätigen dies. Erfolgreiche Trader vertrauen Ihrer Intuition. Die Basis dafür ist allerdings Ihr umfangreiches Wissen und Ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet. Würde ich mich als Laie hier auf meine Intuition verlassen, würde ich wahrscheinlich in kurzer Zeit Haus und Hof verlieren.


Intuition und Rationalität sind aus meiner Sicht keine Gegensätze, sie ergänzen einander. Werden intuitive Entscheidungen auf einem Gebiet getroffen, wo man großes Wissen und umfangreiche Erfahrungen hat, dann können sie meiner Meinung nach „rationaler“ sein als rationale Entscheidungen. Was meinen Sie? Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?