Intelligenz/Rationalität

Intelligenz lässt sich m.E. durch die Rationalität des Verhaltens definieren. Wie der Ursprung des Wortes nahelegt (von Lat. inter = "zwischen" und legere = "auslesen"), geht es dabei darum, eine Auswahl zu treffen zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten. Abzulesen ist Intelligenz daher für den Beobachter eines Systems (das dieses System selbst sein kann) an dessen Verhalten abzulesen. Sei es, dass Denksportaufgaben gelöst werden, sei es dass Entscheidungen über die Luftverschmutzung getroffen - und umgesetzt oder nicht umgesetzt - werden. Und üblicherweise geht es, wenn Intelligenz nicht nur als Oberbegriff für diesen Selektionsprozess, sondern für das Ergebnis genommen wird (Unterscheidung; intelligent/unintelligent), um eine Bewertung ("bekoppt" vs. "weniger bekloppt" zum Beispiel).


Rationalität bezieht sich ebenfalls auf eine Unterscheidung bzw. - wie ebenfalls wieder die Wortherkunft nahe legt - auf ein Verhältnis zweier Größen: die zwischen System und Umwelt. Ob ein System sich in Beziehung zu seinen Umwelten rational verhält, kann es an deren Reaktionen ablesen. Wenn sie das Überleben des Systems gefährden oder die Qualität dieses Überlebens, so können sie als "nicht-rational" bewertet werden. Hier fungiert das System - welches auch immer - als Beobachter, der bewertet. Das geht natürlich nur, wenn es ein re-entry der System-Umwelt-Unterscheidung vollzogen hat und intern zwischen System und Umwelt bzw. der Wechselbeziehungen unterscheiden kann und zur Selbst- und Fremdbeobachtung fähig ist.


Luhmanns Definition von Systemrationalität ist hier ganz gut zu gebrauchen:


"Übersetzt man die Idee in eine kausaltheoretische Sprache, dann besagt

sie, daß das System seine Einwirkungen auf die Umwelt an

den Rückwirkungen auf sich selbst kontrollieren muß, wenn es sich

rational verhalten will." (Luhmann, 1984: 642)


(Ob der Ausgang der Klimakonferenz in Kopenhagen ein Beleg für Intelligenz ist oder nicht, werden wir an den Folgen ablesen können.}