Inflation oder Deflation?

Wenn man die Wirtschaftspresse und die Prognosen der Wirtschaftsforscher liest, so zeigt sich ein widersprüchliches Bild. Die einen (die Mehrheit) sagt, dass die hohe Verschuldung der Staaten allein durch das Anwerfen der Notenpresse zu beseitigen ist, was zu einer Inflation führt. Das würde zwar auf Kosten der Sparer gehen, sei aber weniger politisch gefährlich als radikales Sparen. Denn das Sparen würde zu einem Einbruch der Wirtschaftsentwicklung, Schrumpfen des Bruttosozialproduktes, Steigerung der Arbeitslosenzahlen usw. führen.


Die zweite Fraktion meint, dass gerade das bereits passiert: Die Staaten sparen, aber nicht nur die, sondern auch die Privatleute. Dadurch kommt es nicht nur zur Steigerung der Arbeitslosigkeit, sondern zu einer generellen Senkung des Verbrauchs, einem Überangebot an Waren, Senkung der Preise, mit einem Wort: zu einer Deflation.


Ich persönlich denke, dass die erste Variante die wahrscheinlichere ist. Das hat m.E. etwas mit den gegebenen Machtverhältnissen und den Mechanismen des Beobachtens zu tun. Ein staatliches Sparen à la Griechenland führt zu deutlich beobachtbaren und als negativ von den meisten Leuten (wenn sie nicht gerade die Eigentümer größerer Sparbücher sind) bewerteter Folgen. Solch eine Entwicklung ist für die politischen Verantwortungsträger langfristig nicht durchzuhalten. Vor allem in einer Demokratie geht das nicht. Es war schon bei der Agenda 2010 so, dass die Schröder-Regierung abgewählt wurde. In Griechenland dürften bei den Wahlen im April auch Leute an die Macht kommen, die dem Sparprogramm ein Ende bereiten.


Deflationsprogramme (auch wenn sie nicht so heißen) führen langfristig zu sozialen Unruhen. Daher bleibt als politisch viable Lösung nur die Inflation. Sie hat den Vorteil, dass sie nicht direkt beobachtbar ist, und der Schmerz vor allem die trifft, die Geld ihr eigen nennen.


Wer nix besitzt, der verliert auch nix; aber, es dürfte klar sein: Die richtig Reichen wissen, wie sie der Geldentwertung entgehen...