Im Tal von Elah

Einer der beeindruckendsten Filme über das Phänomen Krieg, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Und das, ohne Krieg direkt zu zeigen, ohne Panzer und Explosionen, sondern nur durch das Zeigen einiger seiner menschlichen Folgen - bei den Soldaten: Tätern, die doch irgendwie Opfer sind.


Ein Vater (Tommy Lee Jones), ein in seiner Identität gefestigter Soldat, der offenbar keinerlei Selbstzweifel an der Mission des US-amerikanischen Militärs hegt: Die Guten kämpfen gegen die Bösen und bringen der Welt die Demokratie - auch im Irak. Seine Söhne wurden ebenfalls Soldaten. Der Ältere ist bei einem Manöver ums Leben gekommen, der Jüngere gerade aus dem Irak zurück - und verschwunden. Sein Vater, früher Militärpolizist, macht sich auf die Suche nach ihm.


Er findet ihn zwar nicht, aber der Sohn wird gefunden: zerstückelt, halb verbrannt, die Knochen von Tieren angenagt, ermordet.


Eine Polizistin (Charlize Theron), die unter den sexistischen Anfeindungen ihrer Kollegen zu leiden hat, macht sich, gedrängt und unterstützt und behindert vom Vater des Opfers, an die Aufklärung des Verbrechens.


Es gelingt schließlich. Auf der Strecke bleibt die Lebenslüge eines Vaters, der seine Söhne um eines patriotischen und selbstgerechten Heldenmythos willen geopfert hat, und einer Mutter (Susan Sarandon), dies zugelassen hat.


Der Film kann als Antikriegsfilm gesehen werden, er stellt aber auch generell die Frage, inwieweit Eltern ihren Kindern irgendwelche Werte und Aufgaben delegieren, die nichts, aber auch gar nichts, mit dem Wohl dieser Kinder zu tun haben. Eine Form des Missbrauchs, die üblicherweise nur wenig problematisiert wird, weil sie Erziehung genannt wird.


Man braucht kein Soldat zu sein und seine Kinder nicht in den Irak zu schicken, um sich die Frage zu stellen, auf welche "Kriegsschauplätze" man seine Kinder schickt und um welcher fragwürdigen Werte willen man sie verheizt.


Im Tal von Elah hat übrigens der kleine (und "gute") David den großen (und "bösen") Goliath besiegt (getötet). Eine Geschichte die der Vater in diesem Film seinen Kindern erzählt hat. Offensichtlich viel zu oft.