Il Divo

Ein Film über das politische (und damit auch das sonstige) Leben Giulio Andreottis. Er war sieben Mal italienischer Ministerpräsident, wurde angeklagt, mit der Mafia zusammen gearbeitet und Hunderte von politischen Morden (u.a. Parteifreunde) veranlasst zu haben. Er wurde immer frei gesprochen...


Ein insofern spannender Film, weil er einen Menschen zeigt, von dem man am Ende des Films zwar weiss (oder zumindest ahnt), was er alles getan hat, aber keinerlei Indizien erhält, was sich in seinem Innern abgespielt haben mag. Die einzige Äußerung, die auf seine Gefühle oder sein Denken - soweit es nicht aus seinem Handeln ablesbar ist - schließen lässt, ist das Geheimnis, das er einem seiner Gefährten in einer schwachen Stunde offenbart: Er war als Schüler in die Schwester von Vittorio Gassmann verliebt. Sie hat es genausowenig erfahren, wie der Zuschauer irgendetwas über die Motive Andreottis erfährt.


Es gibt zwar ein Bild von ihm, eine öffentliche Selbstdarstellung, aber die in der Kommunikation (und im Handeln) präsentierte Person ist vollkommen von dem, was man "psychisches System" nennen kann, entkoppelt. Insofern ein theoretisch interessantes Drehbuch und eine dazu passende Inszenierung.


Wahrscheinlich wird beides ja dem italienischen politischen System der 70er und 80er Jahre, in denen Andreotti die Höhepunkte seiner Karriere durchlebte gerecht. Sie bestand aus dem Knüpfen und Nutzen persönlicher Netzwerke. Es geht immer nur um persönliche Beziehungen und um persönliche Macht.


Deswegen ist es nur konsequent, wenn im ganzen Film nicht ein einziges politisches Sachthema zur Sprache kommt. Denn es geht nie um die Sache...


Von den politischen Strukturen, die Andreotti nutzte und die er am Leben erhielt, ist nicht viel übrig geblieben. Seine Partei, die Christdemokraten (DC) gibt es nicht mehr, und auch die anderen damaligen Parteien sind bei dem Versuch, den Sumpf der Korruption auszutrocknen, auf der Strecke geblieben.


Den Eindruck, dass sich an den Prinzipien der italienischen Politik viel geändert hat, hat man als Außenstehender eigentlich ja nicht, seit Berlusconi die Macht inne hat. Außer vielleicht, dass man früher wenigsten schamhaft versucht hat geheim zu halten, wie korrupt das System ist, während man das jetzt nicht mal mehr für nötig hält.


Dem Italienliebhaber bleibt wenigstens der Trost: das ist ein italienischer Film.