Homöopathisches

Als ich den Schmuck unseres Weihnachtsbaumes entfernte, um danach den Weihnachtsbaum im Garten als Gehäcksel zu ent“sorgen“..............


Die systemischen Aspekte der Gewaltigkeit von Krankheit zeigten sich uns offensichtlich in zweierlei Hinsicht:

Gewaltigkeit von Krankheit und Gewalttätigkeit durch Diebstahl.

Mit der ersten Form haben wir es beruflich ständig zu tun, mit der zweiten weniger.


Nach der Fahrt von der Trauerfeier zurück in seinen Studienort in Nijmegen ist dann unserem zweiten Sohn noch das Auto geklaut worden. Man kann also nicht unbedingt sagen, daß dieses Jahr ohne besondere Ereignisse begonnen hätte. Eines ist sicher, an der Professionalität dieser Zeitgenossen, die sich wahrscheinlich einen Spass daraus machen, Autos in einen anderen Besitzstatus zu überführen, nach Osten, nach Übersee über in Rotterdam verplombte Container usw. Auch ein Aspekt von Professionalität. Als unser Sohn sein Auto mit dem elektronischen Schlüssel abgeschlossen hat, hat er ein Handy-Geräusch gehört und meinte, sein Handy im Auto vergessen zu haben, schaute nach und schloß wieder ab. Das Handy war nicht im Auto, sondern befand sich in seiner Tasche, wie sich später herausstellte. Im Nachhinein wissen wir, daß wohl in einem danebenstehende Fahrzeug mit diesem Ton und einer entsprechend als kriminell bezeichneten Energie das energetisch-systemische Muster seines Schlüssels aufgenommen wurde, um hernach das Auto zu „knacken“. Dahinter scheint ein ausgeklügeltes System zu stecken, das die Betroffenen ratlos und die Fahndungsbehörden hilflos zu machen scheint. Dieser Mythos wurde einem Kollegen erzählt, dessen Auto in Polen entwedet wurde: „man hätte festgestellt, daß diese Zeitgenossen mit jener Energie, die wir als kriminell diagnostizieren in der Lage wären, die identische Elektronik des Fahrzeuges, das sie für ihren nächsten Raubzug ins Auge gefasst hätten in ihrem eigenen Fahrzeug zu installieren, um dann die Beute mit einem Knopfdruck zu dekodieren und in Sekundenschnelle dorthin zu transportieren, wo sie jedem Zugriff entzogen ist. Modernster Raubrittertum, das jegliche Sachbeschädigung vermeidet. Es wechselt eben nur der Besitzer. Die Versicherungen sind dann gefordert und die Hersteller irgendwelcher Alarmanlagen,die dann wieder geknackt werden. Vielleicht sollten wir wieder auf den einfachen Mechanischen Schlüssel zurückkommen.

Ein Kriminaler, der sich da auszukennen scheint. Es ginge auch einfacher, ein Auto mit elektronischer Sicherung zu knacken, einfach mechanisch. Da frage ich mich: „wozu diese ganzen Konstruktionen?“ Zumindest wird durch eine solche glacéhafte Konstruktion keine „Sache“ beschädigt. Sind wir nicht elegant?

Was bleibt ist der Besitz-Stand, so hoffe ich und die Gewalt, auf deren Boden wir untergründig und tiefgründig gelernt haben zu gehen, zu schweben, wegzuschauen, zu verdrängen, zu projizieren, rechtzusprechen, zu opfern, zu sühnen, zu rächen .... etc......ppppp!!


Mit der Einladung zu dieser Kehrwoche hat Fritz B. Simon ein Depressions-Barometer initiiert mit der offensichtlichen Motivation, uns wachzurütteln. Nicht nur dadurch fühlte ich mich als Arzt gefordert. Dieses Depressionsbarometer hat mich dann aber eher gelangweilt, als ich es angeschaut habe. Wahrscheinlich bin ich da mit zuvielen seelischen Hornhäuten durch meinen beruflichen Alltag ausgestattet. Diagnosen rütteln natürlich in mir einige Erfahrungen mit Patienten und dem ganzen Arsenal des Gelernten, Vergessenen und dem Impetus nach „neuen“ Behandlungsverfahren wach. In diesem Forum soll es aber ums Systemische gehen.

Die wesentliche Prägung meiner ärztlichen Tätigkeit geht in meinen allgemeinärztlichen Setting neben der Psychotherapie von einer Heilkunst aus, deren bekanntestes Merkmal die Verordnung homöopathisch gewählter Arzneimittel darstellt, gemeinhin als Homöopathie bekannt. Ich werde mich also auch darauf beziehen, was mich täglich im Umgang mit Patienten in dieser Hinsicht bewegt, dies läßt sich nicht vermeiden. Ich bin froh, um diesen „Job“. Jedem, der sich mit den Unterscheidungen des Homöopathischen vertraut macht, ist die Lektüre des Organons der Heilkunst des bekannten Autors Samuel Hahnemann zur Pflicht geworden. Ich empfehle dem Uneingeweihten Systemiker die Neuausgabe Organon der Heilkunst - von Samuel Hahnemann - Neufassung der 6 Auflage mit Systematik und Glossar von Josef M. Schmidt -ISBN 3-437-56620 Elsevier Gmb, 2003. Welche Bibel man auch immer gewohnt war zu lesen, etwas ist davon immer „hängen“ geblieben und ich denke nicht, daß dies nur ein Ausdruck „systemischer Dummheit“ sein kann, um einen Begriff aus der letzten Kehrwoche aufzugreifen. Ich würde hier lieber von Verkennung ausgehen. Verkennung bedeutet für mich, daß das was den Begriffen, Unterscheidungen und Erfahrungen „zugrunde“ liegt sich nicht unbedingt im Begriff darstellen läßt, sich aber dennoch auswirkt.


Wir gehen von Symptomen aus, egal wo. Symptom kann letztlich alles sein. Das Symptom der Depression des einen ist dabei nicht das Symptom der Depression des anderen. Aus Sponti-Zeiten fällt mir noch zum Anfang meiner heutigen Ausführungen folgende Zitate ein „Was ist der Besitz einer Bank gegen ....“ oder „der Stein, den jemand in die Kommandozentralen ... wirft und der Nierenstein sind austauschbar. Schützen wir uns vor Nierensteinen“. Besser kann man den mimetischen Aspekt von Gewalt nicht ausdrücken. Nur: wie gehen wir jetzt, hier und heute, gestern und morgen damit expliziter um? Von einer wesentlichen Unterscheidung lebt förmlich das Homöopathische: DAS ÄHNLICHE WIRKT HEILSAM, WENN ES IN DER EMPFINDUNG ALS INDIVIDUELLEM AUSDRUCK ZWAR ÄHNLICH IST (EMPFINDUNGEN SIND ALSO DOCH NOCH ERLAUBT, WENN SIE AUCH OFT NUR NOCH SCHWER AUSZUDRÜCKEN SIND – ODER – GOTTSEIDANK – NOCH IMMER SCHWER AUSZUDRÜCKEN SIND!!), DIESES ÄHNLICHE DER EMPFINDUNG WIRKT DANN THERAPEUTISCH ODER HEILSAM, WENN ES „DER ART NACH VON DER ANDEREN EMPFINDUNG ABWEICHEND“ IST. Über dieses „der Art nach von ihr abweichend“ des § 26 des Organons der Heilkunst eines meiner Lieblingsautoren (Samuel Hahnemann, s.o.) stolpern viele hinweg, ohne sich der Folgen ausreichend bewußt zu sein, dann wird alles beliebig, wenn es beliebt. Mir beliebt es aus wohlüberlegten und weniger heilsamen Erfahrungen nicht. Ich hatte bei kaltem und feuchtem Wetter oder wenn ich schwer körperlich gearbeitet hatte und dabei ins Schwitzen kam, um hernach wieder abzukühlen am nächsten Tag ein Stechen über dem rechten Auge. Dann begegnete mir ein anderer, dessen Stechen über dem rechten Auge vollkommen anderer Art, Herkunft etc. war. Und schon war „mein“ Symptom geheilt. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht und ist auch für meine weitere Beschwerdefreiheit vollkommen unerheblich. Dieser Zeitgenosse war jedoch „von der Art her anders“ auch wenn er ähnlich wie ich empfunden hat. Die Mimesis hielt sich also in Grenzen und das ist das Geniale an dieser Simile-Regel: Begrenzung der Mimesis!! Dies ist die Ur-Erfahrung des Homöopathischen. Dies „funktioniert“ natürlich nur, wenn es sich um wirkliche Krankheiten handelt. Alle übrigen Erscheinungsformen, in denen es dann doch um die Beziehung zum heilsamen Mitmenschen geht, vor allem, wenn dann auch noch dessen weitere Befindlichkeit von Bedeutung für meine eigenen sein sollte, stehen nicht mehr unter dem Einfluß des streng Homöopathischen. Ein ganzer Komplex von Beziehungen, Systemen, Mustern, Regeln, Gesetzen tut sich auf!

Das Bedürfnis der Begrenzung der Mimesis liegt natürlich voll im Trend des Zeitgeistes. Aus diesem Grund wird dann versucht, die Mimetische Krise bereits abzuwenden, bevor man sich der Anti-Mimesis klar wird. Näheres über die von ihm und nach ihm benannte Mimetische Theorie empfielt es sich bei deren Verfasser René Girard nachzulesen. Harter Tobak! Vor allem für jene, die den Ritualen einen so hohen Stellenwert einräumen, dass damit Inhalte, die wirklich bewegen hinweggewischt, verdrängt, etc. werden.


Dies wollte ich ausgeführt haben, damit ich der Gefahr, mißverstanden zu werden weitestgehend entkomme, wenn ich vom Homöopathischen schreibe. Es ist mir aber lieber, daß der geneigte Leser oder die geneigte Leserin mich mißversteht als sich nicht mit dem von mir Erwähnten zu konfrontieren. Dann weiß ich wenigstens, daß etwas angegekommen ist von dem, was mich zutiefst bewegt bei einem Anderen, der von der Art her anders ist als ich Ich fühlte mich dazu veranlaßt, da mir zunehmend und immer wieder klar wurde, daß wenn von Homöopathie die Rede ist, viele unter dem Eindruck unserer allgemeinen wissenschaftlichen und allltäglichen Medienlandschaft nur noch daran zu denken scheinen, daß Homöopathie sehr wahrscheinlich „nur“ Placebo sei. Dann sind wir schon bei dem Aspekt von Materie, Gegenstand, „ist da denn noch was drin und dran“. Zur Beruhigung kann ich bestätigen, daß wie beschrieben das Homöopathische nicht an die Verabreichung von Medikamenten gekoppelt ist. All jenen Behandler und Behandlerinnen, die die narzistische Kränkung, die mit dieser Gegebenheit verbunden ist auszuhalten vermögen eröffnet sich ein weites System von heilsamen Kräften, in deren Zentrum der beschriebene, eigenartige Ähnlichkeitsbezug steht.

Manche denken bei Homöopathie auch an Friede, Freude, Eierkuchen, Eso------ etc.


Was, da gibt es einen Doppelgänger, der es wagt, sich ähnlich zu fühlen wie ich? Da stellen vielleicht manchem Systemiker und anderen ...ikern die Nackenhaare oder wir fallen uns in die Arme und sind froh und dankbar, uns endlich gefunden zu haben. Und schon geht der Beziehungsknatsch los. Packen wir es also an. Es gibt noch manches zu tun! Plattheiten? Nun ja, der Alltag meiner Praxis bringt mich wieder auf den Boden zurück. Krankheiten! Ich werde wieder lebendig! Warum immer wieder dieser erhobene Zeigefinger! Wir sind auf die verschiedene Art und Weise traumatisiert, als Klienten und als Therapeuten. Wie entkommen wir diesen gewaltigen und gewaltätigen Einflüssen, die das „tägliche Brot“ unserer ärztlichen und therapeutischen Bemühungen sind, an dem wir gelegentlich hart zu kauen haben. Wenn alle Bemühungen nicht geholfen haben, hat am Ende der Notarzt auf der Matte zu stehen. Dies wurde mir auch beim Tod meines Bruders wieder absolut deutlich vor Augen geführt. Und was ist dann, wenn er sagt: „Wenn er nicht geraucht hätte, hätten wir ihn vielleicht noch retten können?“ Dann geht ein innerlicher Tsunami los, den wir gelegentlich posttraumatisches Stresssyndrom nennen könnten. In ihm werden alle Therapeuten, Angehörigen und Bekannte verwirbelt. Meistens kommt dabei keine homöopathisch wirksame Mischung heraus. Also sind wir wieder ganz gewöhnlich gefordert. Traumatherapie täte Not. Die Regel stellt jedoch eher ein seltsames Geschmisch aus Polytraumatisierten dar, die wir chronisch Kranke nennen. Schwer auszuhalten. Da ist es dann wirklich oft so, wie ein uns allen bekannter Autor ausführt: „ Ich glaube, wir sollten mehr über Dummheit diskutieren. Manchmal ist es einfacher und ökonomischer, etwas Dummes nicht zu tun als sich etwas Intelligentes einfallen zu lassen und zu realisieren… Beste Grüsse, FBS“. Ich würde der Dummheit noch das Abstruse beifügen wollen und, daß wir unsere Dummheit an unseren Fehlern erkennen. Aber hat das mit mir wirklich noch etwas zu tun? Igittigitt!! Manchmal sollten wir also auch etwas Dummes tun dürfen, bzw.: ohne etwas zu tun machen wir natürlich auch keine Fehler. Frage ist nur wie wir oder „die Andern“ darauf reagieren. In dieser und andere Hinsicht können natürlich Traumata beziehungsstiftend sein, genauso wie sie uns zur Vermeidung von Beziehung führen könnten. In meinem beruflichen Alltag fragt es sich hinterher von selbst, ob davon heilsame oder pathogene Einflüsse ausgingen, von beiden, den scheinbar richtigen Handlungen oder Verhaltensweisen oder den scheinbar falschen. Dementsprechend gestaltet sich dann unser Fort- und Auskommen.


Das Dumme ist nur, daß wir uns auch in unserer Dummheit und dem Abstrusen noch verstehen zu müssen glauben. „Diese immer wiederkehrenden Mechanismen der Gewalt aufzudecken und zu durchbrechen ist für Girard die wesentliche Aufgabe der Religion“, Umschlag von René Girard, Das Heilige und die Gewalt. Was ist uns heilig geworden oder geblieben?


In der Heilkunst eines Samuel Hahnemann wird zwischen eigentlichen Krankheiten und den Folgen der Dummheit, der Lebensbedingungen etc. unterschieden. Letztere stehen gelegentlich der Heilung im Wege, wie man gesehen hat. Gesundheit wirkt aus der Verborgenheit. Dies wiederum läßt sich nur andeuten. „Die gesunde Lebenskraft ist keiner Vorerinnerung fähig“, und: „der Arzt sei auch ein Gesunderhalter“ Samuel Hahnemann.

Was glauben Sie!! Wie attraktiv ist wohl ein Arzt, der mit seinem eigenen Trauma nicht hinterm Berg hält? Oder wäre in dieser Hinsicht die vielgelobte Abstinenz wirklich besser?

Können uns wie auch immer geartete Curricula retten?


Dies wäre der Tobak „meiner“ heutigen Kehrwoche.

Aus der Symptomenreihe der Arznei Tabacum, incl. ihrer Vergiftungsfolgen: „Übelkeit bei Bewegung“. Manchmal gehören die seelischen Bewegungen dazu. In solchen Fällen hilft der Genuss des Tabacs, diese Übelkeit zu „behandeln“ oder bei chronischem Gebrauch diese Übelkeit zu erzeugen. Für manche Tabakraucher u.a. ist es dann logische Folge, jegliche Art seelischer Bewegungen zu vermeiden oder in einer bestimmbaren Emotion zu verharren, sozusagen bewegungslos in einem wohl definierten Bezugsrahmen, Begriffsrahmen oder anderem „Rahmen“, wie nach einem Trauma. „Trauma beginnt, wenn ich außer Kontakt komme oder außer Kontakt gehe“, Fred Gallo u.a.. Eines scheint mir sicher: eine wie auch immer geartete gute Gesellschaft ist wohl unvermeidlich. Fühlen Sie sich noch in guter Gesellschaft mit mir?


Herzlich


Hans Baitinger