Hoffnungen und Unbewusstes

Vor zwei Wochen war ich auf Einladung des Psychologischen Instituts der Jagiellonen-Universität in Krakau. Eine wunderschöne Stadt übrigens! Auch eine altehrwürdige Universität, die nicht umsonst in engem Austausch mit der Heidelberger Ruperto Carola steht.


Interessant fand ich die Aufbruchstimmung, die von den Studierenden ausging: 'Wo wird es hingehen mit der Psychotherapie?', 'Welches sind die Forschungsrichtungen, die verfolgt werden?', 'Wie sehen Sie die Einbeziehung der neuropsychologischen Perspektive?', 'Werden wir dadurch etwas wirklich Neues zur Psychotherapie lernen?', 'Glauben Sie an das Unbewusste?' - von dieser Art waren die Fragen, die mir in einer intensiven, zweistündigen Diskussion gestellt wurden.


Ja, glaube ich an das Unbewusste? Selbstverständlich. wie könnte man es leugnen? Wir wissen aus der psychologischen Ätiologieforschung - die ja im Wesentlichen auf Grundlagenforschung zurückgreift - so viel über die verschiedenen Arten der intrapsychischen Informationsverarbeitung, der vorbewussten Emotionsaktivierung und -regulation, dass es ignorant wäre, diese Befunde auszublenden. Interessant ist also gar nicht mehr das "Was und Wie", sondern interessant sind die Konsequenzen, die daraus für die Psychotherapie gezogen werden.


Im universitären "mainstream" schwimmen wir derzeit mit Anstrengung durch die verschiedenen Röhren und analysieren die Bilder, die am Ende herauskommen. Und siehe da: das Hirn arbeitet! Wer hätte das gedacht!! *(Die Selbstevidenz so mancher Forschungsbefunde ist immer wieder beeindruckend)* So wir dieses nun wissen und sorgfältig katalogisiert, gespeichert, publiziert und vergessen haben: Was folgt daraus für unsere Patientenbehandlung? Wie können wir unsere psychotheraputischen Vorgehensweisen so einsetzen, dass sie, zum Beispiel, eine Veränderung habituierter, vorbewusst ablaufender Erlebensweisen bewirken? Ich finde es unendlich fatal, dass die "gefärbte Amygdala" als Antwort bereits zu genügen schieint. Nein, dann geht es doch erst los: Hier müssen wir bereits Bewährtes nochmals kritisch analysieren, Indikationsstellungen überprüfen, neue psychotherapeutische Strategien entwickeln, die das Grundlagenwissen nutzen. Das geht alles nur gemeinsam. Da kann nicht jeder in seinem Therapiehaus sitzen und sich an die Kehrwoche halten. Hier sind doch alle Kenntnisse gefragt: Auf gleicher Augenhöhe und in einem kreativen Miteinander. Allein schon wegen der neugierigen Studierenden aus Krakau.