Hitlers Badewanne

Im Deutschen Historischen Museum in Berlin läuft zur Zeit eine vielbeachtete und -besuchte Ausstellung: "Hitler und die Deutschen".


Das Problem bei Ausstellungen, die sich geschichtlichen Themen widmen, ist m.E., dass sie immer nur Bilder und Fundstücke, irgendwelche Reliquien, zeigen können. Diese Fundstücke (z.B. Hitler in dramatischen Posen auf Postkarten, auf dem Reichsparteitag, mit Unternehmern, der Völkische Beobachter usw.) sind immer irgendwie aus dem Kontext gerissen und daher in ihrer Sinnhaftigkeit und Symbolkraft nicht selbstevident. Daher brauchen solche Ausstellungen immer unendlich viele erklärende Texte, und wahrscheinlich sind Texte sowieso das bessere Medium, um die Beziehung Hitlers zu den Deutschen bzw. der Deutschen zu Hitler verständlich zu machen. Aber immerhin, eins wird sichtbar: die Inszenierung des Helden, die Einladung zur Identifikation.


Aber auch die wird weitaus suggestiver erfahrbar, wenn man Filme seiner Performances sieht. Allerdings nicht nur die Attraktion, sondern auch die Abstoßung...


Für jemanden wie mich, der nach dem Krieg aufgewachsen ist, und jahrzehntelang überhaupt keine Hitlerbilder sehen konnte und in seiner Jugend dachte, sie seien alle ohne Ausnahme nach der Kapitulation von den Alliierten vernichtet worden, war beim Betrachten der Ausstellung überraschend, dass ich fast alle Bilder kannte. Inzwischen ist das Bilderverbot eben doch schon ziemlich lange aufgehoben, und das Material wird tausendfach recycled.


Was wirklich neu war: ein Bild der amerikanischen Fotografin Lee Miller, die sich nach der Einnahme Berlins in der Badewanne Hitlers hat fotografieren lassen... Dieses Bild macht deutlich, dass der Führer einen Badezimmerstandard hatte, der dem jeder besseren heutigen Sozialwohnung entspricht. Wer wollte da behaupten, dass es keinen Fortschritt gibt, wenn - was ja damals auch schon die Phantasie und einer der Erfolgsfaktoren Hitlers war - eine Mehrheit der Deutschen so leben kann wie der "Führer" (zumindest geht sie heute wie er baden - während sie im Dritten Reich ja noch ganz anders baden gegangen ist).