Heiße Eisen und ungelöste Fragen.

Hallo, liebe Lesrinnen und Leser. Vielleicht sollte ich mich vorstellen: ich bin der systemische Besen von Eva Madelung. Ich ergreife hier das Wort, weil ich ihr gestern etwas zusammengekehrt habe – ich weiß nicht mehr genau vor welcher Tür – was sie sofort als „heißes Eisen“ bezeichnete. Gleichzeitig hat sie mich beauftragt heute selbst das Wort zu ergreifen. Ihr sei das nämlich zu heiß.

Es muss schon eine Erinnerungen von ihr selbst sein, die mir da auf die systemische Kehrschaufel kam, nämlich die Erinnerung an einen FAZ-Artikel (7.September) von Volker Zastrow über das Gleichstellungsprojekt der EU mit dem Titel: „Der kleine Unterschied“. Dieser Artikel enthielt die Schilderung des bedauernswerten Lebenslaufes eines kleinen Jungen, der auf Anraten eines Psychiaters als Mädchen erzogen wurde, da er bei einem Unfall seinen Penis verloren hatte. Er hat sich im reifen Alter von ungefähr 40 Jahren schließlich das Leben genommen.

Einige Tage später gab es eine Leserzuschrift: Herr Müller-Brandes empörte sich über die „Ungeniertheit, mit der das Sittlichkeitsgefühl einer Vielzahl von Zeitgenossen ...beleidigt. “Denn der Artikel zerre „ein unappetitliches Detail aus den Anfängen der Gender-Forschung ans Licht um Feministinnen und Homosexuelle als inhuman Ideologen zu brandmarken und das europäische Projekt der Gleichstellung zu diskreditieren.“

Am Tenor beider Texte spürt man die Emotionalität, die durch die Zeilen vibriert Heiße Eisen also! Interessant, dass es sich dabei um einen Schlagabtausch zwischen zwei MÄNNERN handelt, in dem Herr Müller-Brandes eine der Regeln des politisch korrekten Umgangs mit diesen Fragen ignoriert - nämlich die grammatikalische Gleichstellung - und weder von den ZEITGENOSSINNEN noch von den IDEOLOGINNEN spricht.

Inzwischen ist Eva Madelung, die es nicht lassen konnte mir beim Schreiben über die Schulter zu sehen und mitzulesen, unruhig geworden. Sie will mich von der Tastatur des Computers wegdrängen, und, ehrlich gesagt: ich verabschiede mich auch gerne von Ihnen und überlasse ihr das Wort.

Ich denke. liebe Leserinnen und Leser, sie haben sowieso kapiert, wohin der Hase läuft. Als Feigling will ich auch nicht dastehen: Ich gehöre zu den Hellinger-Infizierten (allerdings inzwischen mit einem gewissen Abstand) und habe sogar mal was zum Thema Gender geschrieben. Beziehungsweise sollte es ein Vortrag in Köln sein, zu dem ich von Heinrich Breuer und Wilfried Nelles aufgefordert wurde. Man kann ihn nachlesen in: „Der Baum trägt reiche Frucht“ (2006) Hrg. W. Nelles und H.Breuer; Carl Auer)

Als ich damals hörte, dass ich zur „ Rolle des Weiblichen und der Frau in der Aufstellungsarbeit“ etwas sagen sollte, war meine erste Reaktion: Gibt’s nicht was leichteres? - Aber dann hab ich doch angenommen und mich viel umgehört und viel gelesen. Etwas vom hilfreichsten war mir die Veröffentlichung von Doris Bischof-Köhler: „Von Natur aus anders – die Psychologie der Geschlechtsunterschiede“ (Kohlhammer, 2002).

Dort steht unter vielem Anderen der Satz: „Es entsteht somit in der Tat das Paradox, dass man die Geschlechtsstereotypen ernst nehmen muss, um sie zu

Letztlich vertritt sie eine Position die man mit GLEICHWERTIG ABER VERSCHIEDEN charakterisieren könnte, und erstaunlicher Weise stimmt sie darin mit Bert Hellinger überein – was sonst durchaus nicht immer der Fall ist. Trotz seines vielerorts kontrovers diskutierten und empört zitierten Satzes: „Die Frau folgt dem Mann, und der Mann muss dem Weiblichen dienen“ ist auch seine Haltung zu dieser Frage die eines „Gleichwertig aber verschieden“. Auch mir leuchtet diese Position ein und ich stehe dem Konzept einer „Gender-Konstruktion“ kritisch gegenüber.

Was „gleichwertig aber verschieden“ nun allerdings in der Praxis genau bedeutet, ist dann die zweite und offene Frage.

Wer sich dafür interessiert, was das EU-Projekt der „Gleichstellung von Frauen und Männern“ beinhaltet, der kann sich über Google unter diesem Titel informieren. Hier steht der Satz: „ Nach dem Gender-Mainstreaming-Konzept sind politische Maßnahmen stetes daraufhin zu prüfen, wie sie sich auf die Lebenssituation von Frauen und Männern auswirken......“ Das klingt ja weniger nach Gender-Konstruktion als nach „gleichwertig aber verschieden“ mit der Betonung auf gleichwertig. -

Aber: heiße Eisen eben, vor allem, wenn man an die Aufnahme der Türkei in die EU und an die deutsche Islamkonferenz denkt uswuswusw.