Heimatlose Löwen

Von sechsjährigen, aufgebrezelten Schönheitsköniginnen ist der Weg nicht weit zu Haustieren – zumindest bei der Art von Assoziationsketten, die sich in mein Hirn eingebrannt haben.


Vor ein paar Tagen habe ich eine Frau kennen gelernt, die ihr Leben der Rettung heimatloser Löwen und Tiger verschrieben hat – nicht etwa in Afrika, sondern in Florida. Sie arbeitet dort in einem „Shelter“ (Obdachlosenasyl) für solche Tiere.


Wo kommen die her? Diese Frage habe ich natürlich auch gestellt. Sie sind alle in der Gegend geboren. Sie werden als Haustiere gezüchtet, und der Markt ist offensichtlich groß, das Geschäft floriert.


Sie sind ja auch wirklich süß, diese kleinen Raubkatzen... nicht? Irgendwie kuschelig, knuffig, knuddelig...


Wenn sie dann größer werden, zeigen sie ihren wahren Charakter, in all ihrer Boshaftigkeit. Sie benehmen sich schlecht, zerkratzen den Fußboden, beißen, und irgendwann bekommt Herrchen oder Frauchen Angst vor ihnen.


Was tun? Antwort: Freilassen. Oder ins Heim.


Solche, entweder eingefangenen oder direkt abgegebenen Tiere (Löwenklappe) werden in diesem Shelter betreut. Manchmal finden sie eine ABM-Stelle in einem Zoo. Was mit ihnen passiert, wenn das nicht der Fall ist, habe ich zu fragen vergessen...


Das Problem ist bei solchen Tieren offensichtlich, dass sie wachsen. Hier gibt es natürlich Hoffnung. Angesichts der Fortschritte der Gentechnologie sollte es doch möglich sein, sie so zu designen, dass sie die Phase der Süssheit nicht verlassen. Bonsai-Löwen. Auch bei Kindern scheint mir das ein vielversprechender Weg. Man ordert sie so, dass sie ihre Entwicklung – das ist jetzt natürlich eine Frage des Geschmacks: vor oder nach der Trotzphase, vor oder nach der Einschulung, in der Pubertät – z.B. mit drei Jahren einstellen. Forever young. Die Eltern hätten dann im Alter jemanden, der sie unterhält, um den sie sich sorgen könnten usw. – was natürlich den Löwenzüchtern das Geschäft versauen würde.


Wie das auf die Entwicklung der Renten durchschlage würde, müsste noch geklärt werden.


Dass solche exotischen Tiere auch in Deutschland einen Markt haben, lässt sich aus einer Meldung des Tagesspiegels in Berlin, die vor einiger Zeit zu lesen war, schließen: In einem öffentlichen Sandkasten wurde eine Cobra gefunden, die sich da eingegraben hatte. (Sie hatte in der Mitte einen dicken Buckel – denn in ihr befand sich ein Elefant.)