Heiligenbilder

Gestern habe ich eine Ausstellung über das christliche Äthiopien besucht. Ich hatte zwar davon gehört, dass es dort Christen gibt, aber das Maß meiner Ignoranz war/ist in der Hinsicht nahezu unbegrenzt. Was mich beeindruckt hat in dieser Ausstellung, waren vor allem die gezeigten Heiligenbildchen. Ich verwende diesen Begriff, weil einige von ihnen wirklich das Format hatten, wie die Bildchen, die man ins Gesangsbuch legen kann. (Gibt es die eigentlich noch?)


Die Ikonographie Äthiopiens, des christlichen Äthiopiens, scheint mir von der Europas ziemlich stark abzuweichen. Es sind naive, eher helle, leuchtende, "goldige" Bilder, in denen selbst die Apokalypse noch nett und freundlich wirkt.


Ich bin ja in den letzten Monaten viel in die Kirche gegangen, oder besser gesagt: in viele Kirchen gegangen (Venedig hat 120, und ich habe einen beträchtlichen Teil davon gesehen). Die dortigen Darstellungen von Heiligen, biblischen Szenen usw. haben im Vergleich zu den äthiopischen, etwas Dunkles. Man wird eigentlich immer in irgendwelche Folterszenen gezogen. Ob es der von Pfeilen durchbohrte Sebastian ist oder wie sie alle heißen... Zartfühlenden Seelen kann das den Schlaf rauben (nicht nur bei der Messe, sondern auch nachts).


Da solche Bilder sich ja immer an den Beobachter als Adressaten richten, frage ich mich, welche Botschaft durch dieses Drohszenario gegeben werden sollten.


Heilig zu werden ist offensichtlich kein Zuckerschlecken. Mich persönlich hätte aufgrund der Darstellungen nichts dazu gebracht, von meinem sündigen Leben Abstand zu nehmen, höchstens vom Kirchgang. Aber ich lebe auch ein paar Hundert Jahre später und bin nicht so leicht einzuschüchtern.


Und, zweite Frage, haben die helleren, goldigen Bilder, den äthiopischen Christen eigentlich gut getan?