Harald Schmidt

Heute Abend ist die letzte Ausgabe der Harald-Schmidt-Show im öffentlich zugänglichen Fernsehen (Sat 1). In Zukunft kann seine Sendung nur noch in Fussballer-Kneipen gesehen werden, falls keine Champions-League-Spiele stattfinden (Sky).


Ich gebe zu, dass ich in den letzten Jahren nicht mehr viel in seine Sendung reingeschaut habe. Meistens fand ich sie langweilig. Aber da sie spät gesendet wurde, kann ich nicht mehr feststellen, ob ich aus fremdverschuldeter Müdigkeit oder Angeödetsein eingeschlafen bin.


Doch das hatte aber interessanterweise keine weit reichenden Auswirkungen auf meine Wertschätzung dessen, was Schmidt für das deutsche Fernsehen getan hat. In seinen besten Jahren (und immer mal wieder zwischendrin) legte er eine Radikalität an den Tag (oder besser: in die Nacht), die einzigartig in der mittelmäßighen und öden Musikantenstadel-Fernsehlandschaft war.


Ich denke nur an die Sendung, die vollständig in bemerkenswertem Schulfranzösisch durchgeführt wurd, oder die Dunkelsendung...


Er war derjenige, der sich am reflektiertesten mit dem Medium Fernsehen auseinandergesetzt hat und auf dieser Basis nicht dicke Bücher auf der Meta-Ebene geschrieben, sondern neue Formate ausprobiert hat. Wenn man zwischen Form und Inhalt unterscheidet, so hat er die Form zum Inhalt gemacht, indem er mit diesen Formen experimentiert und sie so bewußt gemacht hat.


Dass zwischen den Höhepunkten auch immer wieder ödes Flachland durchschritten wurde (vor allem, wenn er Gesprächspartner hatte, für die er sich in der Regel - im besseren Fall - nicht interessierte und die er - im schlechteren Fall - verachtete), kann nicht geleugnet werden.


Wer sich darüber wundert, dass er im Privat- wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (die Unterschiede schwinden) keinen Platz mehr findet, der hätte sich wahrscheinlich auch darüber gewundert, wenn die Bildzeitung die tägliche Kolumne von Niklas Luhmann nicht mehr publiziert hätte (ich weiss, ein gewagter Vergleicht, vor allem, weil Luhmann ja oft sehr viel witziger war als Schmidt; mir ging es dabei lediglich um die Illustration des Masses der Nicht-Anschlußfähigkeit)...