Hamlet

Gestern habe ich die Hamlet-Inszenierung von Thomas Ostermeier in der Berliner Schaubühne gesehen. Zweieinhalb Stunden ohne Pause (d.h. lange...). Beeindruckende Bilder. Die Schauspieler - vor allem in der Titelrolle Lars Eidinger - großartig.


Wie immer gefährlich im Theater in den ersten Reihen zu sitzen: Normalerweise spucken die Schauspieler, hier wurde mit Wasser und rotem Traubensaft gespritzt und mit Erde geworfen (angesichts der Mutterproblematik des Protagonisten wahrscheinlich mit Mutterboden).


Am Schluss großer und verdienter Beifall für die Schauspieler, die sich die Seele aus dem Leib gespielt haben. Trotzdem - wenn man mal von den Bildern, die da gezeigt wurden und deren Ästhetik mich manchmal gefangen hat, absieht - habe ich mich gefragt, was mir dieses Drama sagen kann. Ich konnte nicht viel finden, was mit heute noch relevant erscheint. Die Konflikte der Hauptperson blieben mir fremd. Ein Kriminalstück war es auch nicht. Die Frage des Wahnsinns und wie er entsteht, hätte mich interessieren können, stellte sich aber in dieser Inszenierung nicht - auch wenn Hamlet ganz gut ein Tourette-Syndrom simulierte (dessen Attraktivität wahrscheinlich aus dem regelmäßig hervor gezupressenden "Ficken, Ficken" resultierte).


Über Tragödien - auch über Hamlet - sind ja dicke Bücher geschrieben worden. Und ich denke, man könnte einen Bezug zur Gegenwart herstellen. Das scheint mir hier - auch wenn gelegentlich mit einem modernen Schnellfeuergewehr agiert wird - nicht gelungen zu sein. Zumindest ist er mir verborgen geblieben.